Spielbericht, VfB
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Danke VfB, für das langweilige Spiel!

Ich meine das echt so. Das schont meine Nerven, wegen mir kann die ganze Saison so werden. Selbst der Nachbar über mir, der immer jubelt oder flucht, weit bevor der Sky-Stream endlich an mich ausliefert, war ganz ruhig. Das ist so gar nicht seine Art, er ist immer voll dabei, eigentlich muss ich das Spiel gar nicht anschauen, er ist mein persönlicher Sky-Reporter, auch wenn sein Stil sehr emotional ist. Ok, eine ganze Saison Langweile wäre auch zu viel, so ein paar eingestreute funky 5:4, ein paar Aufholjagden, Trainer Zorniger jagt ja gerne, würde ich schon mitnehmen.

Alexander Zorniger ist in den letzten Wochen ein bisschen ein Fussball-Hipster geworden. Das Spiel seiner Mannschaft gegen Holstein Kiel war aber nicht Glitzer-Glitzer, sondern eher bieder. So ist das, wenn man seine Philosophie vor sich her trägt und jedem Fragesteller geduldig erklärt. Man konnte meinen, der VfB-Trainer überlegt, ob er mit seinem Selbstbewusstsein an die Börse geht. Ein verhinderter Zweitligist konnte aber nun sein Spielsystem dechiffrieren. Einfach lange Bälle, die den Ball-Jägern über die Köpfe fliegen und schon wird es schwierig mit dem Pressing.

“Ich sehe uns mehr in Räumen als in Positionen” hat Zorniger auf die Frage geantwortet, was er denn spielen lassen wolle, ein 4-3-1-2 oder ein 4-4-2 oder ein flaches 4-irgendwas. Egal, wie man es nennt, gesehen haben wir im Pokalspiel gegen Holstein Kiel ein müdes Gekicke. Gelaufen wurde wieder viel, aber gejagt wurde wenig.

Individuelle Qualität hat den Unterschied ausgemacht und kein hochgestochenes Spielsystem. Zwei Spieler, die ihre Form über die Sommerpause getrettet haben. Daniel Didavi und Daniel Ginczek drehten den 0:1-Rückstand. Da war doch was …

In der Mitte mühte sich Carlos Gruezo, wie ein Taschendieb schlich er sich an und griff immer wieder zu, aber die Präsenz von Serey Dié fehlt ihm. Gruezo ist auch ein anderer Spielertyp, er versucht das eigene Spiel zu strukturieren, Dié versucht dagegen das gegnerische Spiel zu dekonstruieren. Auch Filip Kostic ließ sich seltsam den Schneid abkaufen. Gut, dass hinten Timo Baumgartl aufräumte in einer Bierruhe wie sie zuletzt ein Klaus Augenthaler in seinen reiferen Jahren verbreitete. Im Schatten des 19-jährigen (!) fiel selbst Adam Hlousek (drüben auf Facebook liebevoll als “Lord Hlousek” bezeichnet”) nicht auf.

Was sind die Erkenntnisse der 1. Pokalrunde?
Kiel ist nicht Manchester. In mehrerer Hinsicht: Das mitreissende Spiel gegen City ließ sich gegen den Drittligisten nicht wiederholten. Das kann Einstellungssache sein, sowohl von den VfB-Spielern wie auch vom frühereren Kickers-Spieler und heutigen Kieler Trainer Karsten Neitzel, der sein Team old-school aufstellte. Manndeckung ist nicht modern, aber gegen den VfB effektiv. City ist aber auch deshalb nicht Holstein, da sich hier eine Mannschaft hinten reinstellte und abwartete, wie es wohl auch viele in der Bundesliga machen werden. Köln, Augsburg, Darmstadt, Ingolstadt, Mainz, Hertha, HSV, Hannover, selbst Hoffenheim und Gladbach. Der VfB muss damit das Spiel machen, was schon das Problem bei Veh und Labbadia war. Hier muss Zorniger Antworten finden. Gut wäre, wenn er sie erst einmal für sich behalten und wir sie erst auf dem Platz sehen würden.

Was bleibt übrig nach dem ersten Pflichtspiel der Saison 2015/2016?
Dankbarkeit für den langweiligen Kick. Keine große Aufregung und kein großer Ärger wie in Hamburg und Hoffenheim, das ist doch schon mal was. Ja, ich werde bescheiden nach einer Saison wieder der letzten. Es muss gar nicht wild werden, wenn es Platz 10 wird. Aber ich wehre mich auch nicht gegen ein bisschen Action. Die gab es leider gegen Ende des Spiels gegen Kiel. Zwei Riesen-Chancen nach Standards, da scheint sich noch nicht viel verbessert zu haben.

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