Alle Artikel mit dem Schlagwort: Christian Gentner

Er ist wieder da!

Wenn man alles ernst nimmt, was aktuell in Redaktionsstuben, Fan-Foren und Blogs gefordert wird, dann soll und muss alles raus, was und wer beim VfB Verantwortung trägt. Angesichts der Tabellenlage, der Stimmung rund um den Verein und der vakanten Trainerposition ist das schnell gedacht und geschrieben. Es ist eben sehr bequem, gegen alles und jeden zu sein. Es kommt immer gut, es besser zu wissen, ohne selbst den Kopf dafür hinhalten zu müssen. Anti-alles für immer. Wenn aber alle Verantwortungsträger weg sind, wie steht es dann um den VfB? Schauen wir es uns an: Robin Dutt Das letzte Heimspiel gegen Wolfsburg ist die erwartet enge Kiste – der VfB verliert unglücklich mit 0:4. Am Tag danach gibt Robin Dutt auf einer Pressekonferenz seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Ihm sei es nicht gelungen, seinen Wunschtrainer Lucien Favre zu verpflichten, gleichzeitig seien die Scouting-Unterlagen zum neuen Innenverteidiger aus Versehen im Trubel der Weihnachtsfeier gelöscht worden. Bernd Wahler Der Präsident sitzt mit seiner Frau Petra am ersten Weihnachtsfeiertag am Frühstückstisch, ihm kommt immer wieder die Gans hoch und er hat …

I’m Titti from the Block

Meine Nerven. Als wenige Minuten vor Schluss im Spiel gegen Darmstadt 98 Adam Hlousek kommt, sind alle Spieler auf dem Platz, wegen denen ich Alpträume bekomme: Im Tor Pommes Tyton, als Sechser Daniel Schwaab und eben der Lord. Allen dreien traue ich jeder Zeit einen Bock zu und wenn sie unbeholfen den 3-Meter-Mann Stroh-Engel fällen oder sich gegenseitig ans Knie schießen. Irgendwie bringen die Lilien die Kugel aber nicht ins Tor, auch weil Tyton zweimal herausragend rettet. Auch das kann er. Aber auch unmotiviert rauslaufen, in der ersten Hälfte mit einer Doublette seiner Elfmeter-Fouls gegen Köln und Frankfurt, nur der Abseitspfiff verhindert einen weiteren Straßstoß. Dass er danach dem Darmstädter Niemeyer mit dem Fuß einen Scheitel ziehen will, ist für den neutralen Zuschauer amüsant, ich frage mich, ob das Gesamtpaket Tyton bundesligatauglich ist. Tyton ist wie Ulle und Niedermeier in einer Person. #VfBD98 — Golwar (@Golwar) November 1, 2015 Für jeden Ulle-Witz den Ihr gerissen habt, lässt Tyton ein Ding rein. #PoeticJustice #VfB — Flo Fi (@Munifornication) November 1, 2015 Vor dem Spiel war eigentlich …

Zorni im Land der Bruddler

Wir befinden uns im Jahre 2015 n. Chr. Ganz Fußball-Deutschland möchte Spiele gewinnen, egal wie. Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Schwaben bevölkertes Dorf namens Stuttgart hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Es sieht keine Alternative darin, schnell und schön zu spielen. Das Leben ist nicht leicht für die Fans, die zwar das schöne Spiel lieben, aber auch gerne ein paar Punkte hätten, um in der Rangliste der Vereine nicht jedes Jahr ganz unten stehen zu müssen. Trainer der unbeugsamen Schwaben des VfB ist Zorni. Er kann schneller sprechen als sein Schatten. Als Teilnehmer am DFB-Trainer-Lehrgang ist Zorni in den Taktik-Zaubertrank gefallen. Seitdem hält er sich und seine Taktik für alternativlos. Er läßt spielen wie auf einer Wildschweinjagd, was seine Spieler bisher noch nicht kannten. Das Problem ist, dass Zornis Spieler selten ins gegnerische Tor treffen, den Ball aber aus dem eigenen Tor sehr oft herausholen müssen. Zorni hat Nebensitzer Mehmet Scholl bei der Abschlussarbeit nicht abschreiben lassen, so dass der jetzt beleidigt ist und ihn als Laptop-Trainer verunglimpft. In Pressekonferenzen tippt sich Zorni oft …

Die Null steht (Teil 4)

Null Siege. Null Punkte. Null Selbstvertrauen. Null Konsequenz. Null Mut. Null Bock auf eine weitere Saison im Abstiegskampf. Mich wundert, dass der Kick nicht ein Auswärtsspiel für die Hertha war, sollen doch so viele Schwaben die Hauptstadt unsicher machen. Aber im Stadion waren dann nur die mitgereisten Fans, die anderen Stuggi-Hipster saßen wohl bei Craft Beer und Chai Latte in irgendeinem hochangesagten Stadtteil und machten … ja was? Sie saßen und schwäbelten und treiben damit die Mietpreise nach oben, finden die Berliner, allein durch ihre Anwesenheit. Schon toll, wie das die Schwaben können, die ja bekanntlich alles können. Nur ein Bundesligaspiel gewinnen, das können sie nicht. Auch wenn das Auftaktprogramm mit Köln und Hertha zwei vermeintliche Angstgegner beinhaltete, und Frankfurt und Hamburg keine Kirmestruppen sind, null Punkte gegen diese biederen Teams sind recht überschaubar. Einige VfB-Fans bekamen letzte Woche Schnappatmung: „Ich war an Pizarro dran“, blubberte Bobic in irgendein Mikro, aber in der Bundesliga käme neben den Bayern nur Werder Bremen für den Stammgast im Münchener H’ugo’s in Frage. Es war jedenfalls kurz davor, dass …

Die tragischen Meister von 2007

Kevin Kuranyi kommt zurück in die Bundesliga, das wird allenthalben gefeiert, zu allererst von ihm, denn er ist eine tragische Figur im deutschen Fussball. Einst hochgelobt als Stürmerhoffnung in der Post-Rumpelfuß-Ära, wurde er von Jürgen Klinsmann rasiert vor der WM 2006. Zwei Jahre später wurde er während des Länderspiels gegen Russland auf der Tribüne bepöbelt und floh wortlos aus dem Stadion. Joachim Löw hatte wenig Verständnis dafür und suspendierte ihn. Und als schliesslich sein Heimatverein VfB Stuttgart 2007 Meister wurde, war Kuranyi zwei Saisons vorher nach Gelsenkirchen gewechselt, vermeintlich wegen der besseren sportlichen Aussichten und Zahlen, die in der Gehaltsabrechnung auf Schalke ein bisschen größer waren als im Kessel. Als Stuttgarter Homeboy, der gerne am Waranga und abseits cornert, hätte Kuranyi auch nach Stuttgart gepasst; weniger sportlich, denn an Daniel Ginczek, Martin Harnik und Timo Werner käme er nicht vorbei, eher folkloristisch, denn Karrieren verlaufen beim VfB oft tragisch. Besonders auffällig ist dies bei der Meisterschaftmannschaft 2007. Timo Hildebrand: Irritierte durch seinen Vertragspoker und verließ nach überragenden Leistungen (Bochum!) den VfB nach der Meisterschaft in …

Blendende Aussichten für den VfB?

So ist Fußball (Copyright auf diese Aussage hat Viktor Skripnik von Werder Bremen): Ich sehe ein Spiel, in dem die eine Mannschaft aus ihrer Überlegenheit sehr wenig macht, ich hatte zwar immer das Gefühl, es muss jeden Augenblick ein Tor fallen, aber der letzte Punch fehlt. Während die andere Mannschaft total verunsichert ist, Ballannahmen zu Fehlpässen werden, selbst einfachste Dinge nicht gelingen. Dann schießt die überlegene Mannschaft endlich ihr Tor, nachdem der sonst so zuverlässige und bissige Neuzugang den Ball verdaddelt und dann nur hasenfüßig drauf geht. Ich sehe also ein Spiel, das vorbei ist. Die verunsicherte Mannschaft ist mehr dead als alive, es ist spürbar, wie sie zwar laufen und laufen, aber in jeder Aktion steckt die Bremse drin, im Kopf, im Fuß, als ob sie im Trikot eingenäht sei. Der Trainer sieht das so wie ich. Der Trainer sieht wie ich düstere Zeiten auf den VfB zukommen. Es sind noch rund 30 Minuten zu spielen, das Spiel ist eigentlich vorbei, er will aber noch einen letzten, verzweifelten Akzent setzen: Ein Spieler aus der …

Neckar Nine: The Skyfall of a Club

Ich fühle mich gerade so rough, warum eigentlich? Weil ich wohl als Einziger die Videos (look here) der Prenzlschwäbin langatmig und unwitzig finde. Oder liegts am drohenden Abstieg des VfB? Oder weil das Tegernseer beim Benz ausverkauft ist? Wahrscheinlich habe ich zu viele Interviews mit Noel Gallagher gelesen (wie hier), der ist ein mächtiger Stinkstiefel. Wenn ich jedenfalls an den VfB der letzten fünf bis sieben Jahre denke, kommen mir unweigerlich diese Filmtitel in den Sinn: “Inglorious bastards”, “Das dreckige Dutzend”, “I know what you did last summer”, “Skyfall”, “The Expendables”. Wenn ich die Besetzung als International Head Of Some NextGen Creative Casting machen dürfte, dann fällt meine Wahl weniger auf Trainer oder Spieler, als vielmehr auf das Management. Hier sind meine Hauptdarsteller beim VfB im Blockbuster “Neckar Nine: The Skyfall of a Club – aus meiner Sicht allesamt als Schurken besetzt: Fredi Bobic: In seiner Paraderolle als Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Von ihm wird übrig bleiben, dass er Bernd Wahler den Bären aufgebunden hat, dass Transfers immer erst in den letzten 2 Stunden der Wechselfrist …

Der VfB braucht mehr Spieler wie Serey Dié!

Stuttgart steht auf Platz 21 bei der Lebensqualität (siehe hier) und in der Bundesligatabelle belegen sie seit fünf Spieltagen den letzten Rang, also irgendwie auch den 21. Platz. Denn auch Ingolstadt, Heidenheim und Kaiserslautern aus der Zweiten spielen einen besseren Fussball als der VfB, von den Kickers mal ganz abgesehen. Ich weiss auch nicht, welches Spiel die Kollegen gesehen haben: Sowohl die Süddeutsche Zeitung als auch die Stuttgarter Medien haben den besten Heimauftritt des VfB in dieser Saison gesehen, Robin Dutt rückt ihn sogar in die Nähe der Perfektion, wenn er der Mannschaft 9,9 von 10 Punkten gibt. Wie bitte? Das Spiel Wenn es in knapp 100 Minuten nur eine echte Chance gibt durch Daniel Ginczek, dem durch Zufall ein Abpraller vor die Füße fällt und das in einem Heimspiel, dann sollte das nicht nur mir zu wenig sein. Dass der Mittelstürmer in knapp 70 Minuten nur 12 Ballkontakte hat, kann man ihm oberflächlich zum Vorwurf machen. Im zweiten Nachdenken kommt aber der bei Spielverlagerung geschulte Beobachter darauf, dass Ginczek wie auch der eingewechselte Vedad …

Serey Dié: Einer wie Mark van Bommel

Ottmar Hitzfeld hat im Laufe seines Trainerlebens viel Interessantes gesagt: Er erfand den „Profffi“, meinte “Fußball ist kalkulierbar, ich weiß, was machbar ist und was nicht“, blendete Emotionen aus (“Ich habe mir angewöhnt, keine Gefühle zu zeigen“) und und sein Erfolgsgeheimnis bei Bayern war, dass er auf einen „Aggressive Leader“ setzte. Das war Mark van Bommel, der eigentlich von niemandem geliebt wurde. Von den Mitspielern nicht, die täglich mit ihm trainieren mussten. Von den Gegenspielern nicht, die ihm wegen seiner Sensen und Ellbogenchecks aus dem Weg gingen. Und von den Schiris nicht, die sich vor seiner wütenden Meckerei fürchteten. Wenn er mit weit aufgerissenen Augen auf die Schiedsrichter zustürmte, flüchteten die meistens vor ihm und verschluckten die Pfeife. Kurz: van Bommel machte all die Dinge, die sich andere nicht trauten. Er war sicher auch derjenige, der im Schulhof ordentlich Prügel austeilte. Die brave Mannschaft des VfB könnte so einen ganz gut gebrauchen. Einen, der mal Zeichen setzt. Auch Vedad Ibisevic kann Zeichen setzen, aber er macht das äußerst unklug und lässt sich dabei auch noch …

VfB mit Herz

Warum ich VfB-Heimspiele anschaue? Es muss Liebe sein.

Es ist kalt und ungemütlich im Stadion, man sieht sowieso schlechter als bei Sky, dazu gibts keine Wiederholungen und ich vermisse Jässica Kastrop. Was man zudem geboten bekommt, ist dürftig und wenn man sich über Tore freuen will, dann nur über die des Gegners: Seit dem 18. Oktober (8. Spieltag) hat der VfB zu Hause nicht mehr getroffen. Martin Harnik war es beim 3:3 gegen Leverkusen, seit dem gelingt den Stuttgartern in 464 Minuten offensiv nichts mehr. Man muss leiden können, wenn man zu einem VfB-Heimspiel geht. Oder es muss Liebe sein. Ich persönlich finde ein VfB-Heimspiel aus verschiedenen Gesichtspunkten interessant. Die Anfahrt ist meist ein Abenteuer, mit dem Auto sowieso, aber auch mit den Öffentlichen, pünktlich zu Heimspielen fahren die S-Bahnen alles andere als zuverlässig und dazu wird gerne an Weichen, Stellwerken oder Tunneln herumgebastelt, so dass der Halt an wichtigen Stationen ausfällt. Die Planer scheinen keine VfB-Fans zu sein. Urban Adventures also, um nach Cannstatt zu kommen. Ich bin dort aufgewachsen, frische Jugenderinnerungen auf, denke an Flirts im Eiscafe Gamba, an feuchtfröhliche Abende …