Alle Artikel in: Feature_drei

Vertikalbuch 2.0

Dank Euch, unseren Leserinnen und Lesern, geht unsere VfB Stuttgart Fußballfibel in die zweite Auflage. Das könnt Ihr nicht nur lesen – sondern das gibt’s teilweise auch zum Hören! Denn wir haben ein neues Kapitel für die Fibel geschrieben und nicht verwendete Textabschnitte eingelesen. Meinen Teil der Fibel habe ich eigentlich für meinen Vater geschrieben. Es sollte ein positives Buch werden, deshalb „musste“ Sebastian auch die realistischen Einordnungen und Berichtigungen übernehmen. Denn bei meinem Vater war das Glas immer halb leer. Nach einem 4:1 Sieg ärgerte er sich maßlos über das Gegentor, während ich mehr so der Amore-Typ bin, die Mannschaft mag und immer versuche, das Gute zu sehen, selbst in einer 0:3 Niederlage. „Aber Du kennsch doch dr’ Lampa!“ entgegnete er mir immer, wenn ich es mit meinem Optimismus aus seiner Sicht zu sehr übertrieb. Jetzt gibt es endlich die zweite Auflage unserer VfB-Fibel, aktualisiert, berichtigt – und erweitert! Mein Vater erlebt sie nicht mehr. Wie auch schon die erste Auflage nicht. Womöglich ist es ganz gut, dass er das erneute Jahr in der …

House of Ehrenmänners

ZEIT Online hat heute in einer effektheischenden Artikelserie für Aufsehen gesorgt. In vier Texten lässt sie alle schlecht aussehen: Claus Vogt, Thomas Hitzlsperger, Wilfried Porth, André Bühler, „rund 100 Leute, die auf Twitter das Meinungsbild in Stuttgart bestimmen“ und die aktuelle Mannschaft auch gleich mit. Nur die Ehrenmänner Rainer Mutschler und Bernd Gaiser kommen gut weg. Komisch eigentlich. Dabei hat ZEIT Online den eigentlichen Skandal gar nicht aufgedeckt: Die internen Dokumente, die uns von der kleinen digitalen Elite zugespielt wurden, und die vielen Gespräche, die wir über Monate mit der subversiven Gegenöffentlichkeit geführt haben, werfen Fragen auf, gar einen ungeheuren Verdacht. Wir haben Erkenntnisse, die vieles bisher Erzählte in ganz neuem Licht erscheinen lassen. Wir wollten eigentlich eine mehrteilige Artikelserie machen, aber es hat dann doch nur zu diesem Text gereicht (sorry, aber es ist Freitag Abend!). Es geht dabei um nichts weniger als grundsätzliche Fragen, die sich in vielen Clubs stellen oder stellen werden: Was muss man mitbringen, um heutzutage einen Profiklub erfolgreich zu trainieren? Und wer entscheidet eigentlich darüber, was man als Trainer …

The Big Mislinbowski

Sven Mislintat ist kein cooler, dauerkiffender Althippie, wie Jeff Bridges in „The Big Lebowski“. Aber schlurfender Gang, Haare, Bart und Kleidungsstil erinnern definitiv ein bisschen an die Hauptfigur aus dem Kinofilm der Coen-Brüder. Und lässig wirkt das VfB-Diamantenauge auf jeden Fall. Mislintat ist ein nicer Dude, der im Moment abliefert like Hell. Zuletzt mit den Neuzugängen Nathaniel Philips, Wataru Endo und Silas Wamangituka. Mislinbowski hat den VfB-Kader ohne Kompromisse einmal auf links gedreht. Das Ergebnis ist eine Truppe, die dem Trainer Tim Walter große Möglichkeiten bietet. Ja, andere Protagonisten. Aber die Transferphasen vor drei Jahren und diese Saison ähneln sich sehr. Mehr junge Spieler mit Potential, mehr Konzept, ja auch mehr Leihen. Ich wünsche @ThomasHitz und Sven Mislintat den gleichen Erfolg. Ihre Arbeit beim #VfB hat das verdient. — twofourtwo (@two_four_two) August 14, 2019 31 Spieler umfasst die Gruppe, mitgezählt der vierte Keeper Sebastian Hornung, die Verletzten Marcin Kaminski und Sasa Kalajdzic, die Nachwuchskräfte Antonis Aidonis, David Grözinger und Luca Mack sowie den muffigen und abwanderungswilligen Tassos Donis. So ein nicer Dude ist Mislintat also …

#DankeHannes

Es war ein schöner Septembertag. Die Sonne schien, die Vögel zwitscherten und Ina Aogo brauste mit einem Porsche Cabrio vom Vereinsgelände. Es war noch alles gut, der VfB schien in der Bundesliga angekommen, zwar nicht mit großem Hurra, aber immerhin mit sieben Punkten in sechs Spielen. Trotzdem hatten wir Bedenken, dass es Präsident Wolfgang Dietrich nicht schnell genug ging. Diese Sorge teilten wir ihm mit. Daraufhin sagte er sehr bestimmend, ganz wie es seine Art ist: „Solange ich Präsident des VfB bin, wird Hannes Wolf nicht entlassen, es sei denn …“, jetzt fehlten ihm die Worte und der Satz endete im lufleeren Raum. Erstaunlich, normalerweise ist Dietrich nicht um Worte verlegen, insbesondere das Wort „ich“ kommt oft vor. Jetzt ist Hannes Wolf nicht mehr der Trainer des VfB. Offiziell kommuniziert als gemeinsame Entscheidung und damit bleibt Dietrich seinen oberen Worten treu. Die Entwicklung war den VfB-Verantwortlichen – wie vielen VfB-Fans auch – zu negativ, kein Signal schien erkennbar, dass Wolf den Turnaround noch schafft. Auch Wolf zweifelte an sich. Was als perfekte Symbiose zwischen Wolf …

Girl’s Day in der Dunkelroten Loge

Ein Besuch im Stadion wie er nicht besser sein kann: Abendspiel unter Flutlicht, Stadionwurst, Bier (muss es ausgerechnet Krombacher sein?), ein packendes Match und zum Schluss noch drei Punkte gegen den Favoriten. Aber wir wissen alle: es geht immer besser! In unserem Fall liegt das am exklusiven Sitzplatz. Aber der Reihe nach. Vor kurzem hat der VfB die Dunkelrote Loge vorgestellt. Als professionell aufgestellte AG überlässt der Club nichts dem Zufall und hat sich für ein Soft Opening entschieden, bevor die Plätze ab dem Spiel gegen den FC Bayern an Mitglieder verlost werden. Der VfB hat uns vom vertikalpass eingeladen, in der dunkelroten Loge Probe zu sitzen. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und so waren wir vom vp-Spezialteam für repräsentative Auftritte vor Ort. Das Begrüßungskomitee führt uns durch einen separaten Eingang auf das Stadiongelände. Wir fühlen uns ein bissle wichtig, unser Influencerstolz ist aber kurzfristig komplett am Boden, als uns die Security für Mütter der Einlaufkinder hält, die direkt vor uns eingeschleust wurden. Hallooo! Bevor es in die Dunkelrote Loge geht, dürfen wir …

Zorni im Land der Bruddler

Wir befinden uns im Jahre 2015 n. Chr. Ganz Fußball-Deutschland möchte Spiele gewinnen, egal wie. Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Schwaben bevölkertes Dorf namens Stuttgart hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Es sieht keine Alternative darin, schnell und schön zu spielen. Das Leben ist nicht leicht für die Fans, die zwar das schöne Spiel lieben, aber auch gerne ein paar Punkte hätten, um in der Rangliste der Vereine nicht jedes Jahr ganz unten stehen zu müssen. Trainer der unbeugsamen Schwaben des VfB ist Zorni. Er kann schneller sprechen als sein Schatten. Als Teilnehmer am DFB-Trainer-Lehrgang ist Zorni in den Taktik-Zaubertrank gefallen. Seitdem hält er sich und seine Taktik für alternativlos. Er läßt spielen wie auf einer Wildschweinjagd, was seine Spieler bisher noch nicht kannten. Das Problem ist, dass Zornis Spieler selten ins gegnerische Tor treffen, den Ball aber aus dem eigenen Tor sehr oft herausholen müssen. Zorni hat Nebensitzer Mehmet Scholl bei der Abschlussarbeit nicht abschreiben lassen, so dass der jetzt beleidigt ist und ihn als Laptop-Trainer verunglimpft. In Pressekonferenzen tippt sich Zorni oft …

VfB mit Herz

Warum ich VfB-Heimspiele anschaue? Es muss Liebe sein.

Es ist kalt und ungemütlich im Stadion, man sieht sowieso schlechter als bei Sky, dazu gibts keine Wiederholungen und ich vermisse Jässica Kastrop. Was man zudem geboten bekommt, ist dürftig und wenn man sich über Tore freuen will, dann nur über die des Gegners: Seit dem 18. Oktober (8. Spieltag) hat der VfB zu Hause nicht mehr getroffen. Martin Harnik war es beim 3:3 gegen Leverkusen, seit dem gelingt den Stuttgartern in 464 Minuten offensiv nichts mehr. Man muss leiden können, wenn man zu einem VfB-Heimspiel geht. Oder es muss Liebe sein. Ich persönlich finde ein VfB-Heimspiel aus verschiedenen Gesichtspunkten interessant. Die Anfahrt ist meist ein Abenteuer, mit dem Auto sowieso, aber auch mit den Öffentlichen, pünktlich zu Heimspielen fahren die S-Bahnen alles andere als zuverlässig und dazu wird gerne an Weichen, Stellwerken oder Tunneln herumgebastelt, so dass der Halt an wichtigen Stationen ausfällt. Die Planer scheinen keine VfB-Fans zu sein. Urban Adventures also, um nach Cannstatt zu kommen. Ich bin dort aufgewachsen, frische Jugenderinnerungen auf, denke an Flirts im Eiscafe Gamba, an feuchtfröhliche Abende …