Mini-Feature, VfB
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„Der Kader ist stark genug!“

Michael Reschke wird in Interviews nicht müde zu betonen, dass er den jetzigen Kader nach den Abgängen von Simon Terodde und Josip Brekalo und dem Zugang von Mario Gomez für stark genug hält, die Klasse zu halten. Ich will nicht zynisch sein, aber womöglich steht er mit der Meinung alleine da.

Oder sind seine Aussagen nur eine gewiefte Taktik? Was will er damit bezwecken? Vier Erklärungsversuche.

Die Mannschaft: Zuckerbrot und Peitsche
Natürlich drückt er damit der Mannschaft sein Vertrauen aus (Handbuch „Menschenführung”, Kapitel 1), stärkt sie und nimmt Druck raus, weil er signalisiert „Ihr packt das!“. Gleichzeitig nimmt er Druck bei sich selbst raus, indem er keine großen Erwartungen schürt, wenn es um Neuzugänge auf den vakanten Positionen in der Offensive (Außen und Mitte) und Defensive (hinten rechts) geht. Es ist allerdings sehr aussagekräftig, dass in der Kicker-Rangliste der Hinrunde bei „Mittelfeldspieler offensiv“ kein VfB-Spieler auftaucht. Weil es außer Bercay Özcan schlicht keinen gibt.

Wo er bei sich Druck raus nimmt, adressiert er den Spielern ganz klar seine Erwartungen, indem er mehr Mentalität fordert. Zu wenige stemmen sich mit aller Macht gegen Widerstände, zu wenige reißen die anderen mit. Ein Eindruck, den man als VfB-Fan nicht erst seit dieser Saison hat.

Der Trainer: Druck auf dem Kessel
Mit der Aussage, der Kader reiche für den Klassenerhalt, gibt Reschke Hannes Wolf unmissverständlich zu verstehen: „Mach’ was draus!“ (Handbuch „Machtspiele“, Kapitel „Wie ich Druck an andere weitergebe“). Das Material ist also da, jetzt muss es nur noch geformt werden. Reschke macht damit den Erfolg von Mannschaftsführung und Taktik abhängig und nimmt Wolf in die Verantwortung. Die Schonzeit für den Trainer scheint also vorbei zu sein, Michael Reschke zeigt Hannes Wolf, dass er in der Rückrunde ein besonderes Auge ihn werfen werde.

Mario Gomez: Top-Scorer statt Fritzle 2
Seit dem 22.12. scheint es so, als ob der VfB nur noch aus Mario Gomez bestünde, die PK (siehe hier) mit ihm unterstreicht diesen Eindruck. Gut möglich, dass es für die anderen Spieler ganz bequem ist, sich hinter dem verlorenen Sohn zu verstecken, was die von Reschke geforderte Mentalität nicht gerade fördern würde. Es kommt einem fast so vor, als ob der 32-jährige den VfB alleine retten soll. Wenn man die Eindrücke der Hinrunde überträgt, dann soll Gomez wohl seine eigenen Flanken ins Tor schießen (Handbuch “Milchmädchen-Rechnung”, Vorwort).

Das System: Es wird der Star
Oder weiß Michael Reschke vielleicht, dass Hannes Wolf in der Rückrunde von seiner 3er/5er Kette (zeitweilig) abrücken will? Was zwei Folgen hätte: Andreas Beck müsste nicht eine Rolle spielen, die ihm offensichtlich nicht liegt (Hybrid aus Rrechtsverteidiger und Rechtsaußen). Und eine weitere offensive Position wird geschaffen, um in der Zentrale Mario Gomez in Szene zu setzen. Somit wäre es ein 4-2-3-1, zum Beispiel mit A. Donis, Akolo (Ginczek) und Özcan (Asano/Mané) plus Gomez.

Aber jeder, der die Namen liest, muss sagen: das ist ein großes Risiko wegen Formschwankungen und Verletzungen (Handbuch “Risiko-Management”, Grundlagen). Michael Reschke darf nicht ernsthaft mit Carlos Mané rechnen, zumindest nicht mit dem Mané, den wir aus der zweiten Liga kennen. Er wird Zeit brauchen. Er kann sich ebenso wenig auf Daniel Ginczek verlassen, dessen Körper (wie auch der von Holger Badstuber) sehr sensibel auf die Anforderungen im Profisport reagiert. Ganz unabhängig von der Unsicherheit, ob Gomez und Ginczek wirklich ernsthaft einen schlagkräftigen “Gomczek-Sturm” bilden können.

Es drängt sich deshalb der Eindruck auf, dass Trainer Wolf erneut mit einem unausgewogenen und zudem fragilen Kader in die Runde starten muss – und dann für einen eventuell ausbleibenden Erfolg den Kopf hinhalten soll.

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2 Kommentare

  1. Florian Götze sagt

    Vielleicht ist alles nur Show, um eine gute Verhandlungsposition zu haben.

    Aber: Nach allem, was man so erfährt (StZ, SWR), rechnet Hannes Wolf so schnell nicht mit Mané. Dazu die Wundertüten Ginczek und Badstuber sowie die durch den Brekalo-Wechsel gestiegenen Einsatzchancen von Asano….. Das ist für mich keine Planung, das ist Glücksspiel!

    Zuletzt 0 Punkte und 0 Tore. Wenn da nicht die Alarmglocken schrillen, wann dann? Ich verstehe Reschke absolut nicht, warum er nicht pro-aktiv den Kader gestaltet. Ja, ja, ich weiss, Wintertransfers sind schwer.

    Womöglich wartet er die ersten Partien ab und reagiert dann, was seine Verhandlungsposition nicht gerade verbessert. Ich habe kein gutes Gefühl.

    • @buzze sagt

      Stimmt: Es wäre schön, wenn wir drauf vertrauen könnten, dass alles nur Show ist, um im Hintergrund die nötigen Verstärkungen einzutüten. Aber irgendwie fehlt uns der Glaube daran.

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