Monate: Februar 2023

Eine Mannschaft, die mit sich selbst kämpft

Nach dem Schalke-Spiel wurde viel über Widerstandskraft gesprochen und über Mentalität, die meistens thematisiert wird, wenn man etwas nicht erklären kann. So wie den Auftritt in der ersten Halbzeit in Gelsenkirchen. Aber die Mannschaft ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sie weiß oft nicht, wie sie spielen soll. Wann, wo und wie pressen? Wann umschalten? Positionsspiel? Zurückziehen? Sie hat überhaupt kein Gefühl dafür, wann welche Aktion gefragt ist. Das Team ist verunsichert, hat Angst vor Fehlern, die ihm dann prompt unterlaufen. Und weil sie ihre Fehleranfälligkeit kennt, will es die Mannschaft besonders gut machen: Dinos Mavropanos, der seinen Mitspielern helfen will, weil er davon überzeugt ist, dass er es besser kann. Dabei stürzt er sich oft in ausweglose Situationen, fabriziert Abspielfehler, bietet dem Gegner Räume an. Wataru Endo, der überall sein will und sein soll. Spiel lenken, Spiel stabilisieren, Tore schießen: Damit ist sogar Legendo überfordert. Waldemar Anton, der weit herausrückt, um seinen Vordermann Gil Dias zu unterstützen und damit viel Raum hinter sich öffnet. Weil Bruno Labbadias Vorgabe wohl lautet, über rechts aufzubauen, …

Der mit der Mannschaft kämpft

Dezember 2022: Ein harter Trainer muss her! Kurzfristig zählen nur Punkte! Es kommt Bruno Labbadia: Training um halb acht, System 4-3-3, Kommunikation nur noch auf Deutsch! Die Spieler sind begeistert: Unser bester Trainer ever! Das Ergebnis: Fünf Punkte in sieben Spielen gegen Mainz, Leipzig, Hoffenheim, Bremen, Freiburg, Köln, Schalke. Das ist weit weniger als erwartet, auch wenn Zahlen-Nerds irgendwelche Statistiken finden werden, in denen der VfB besser wurde. Vor Labbadia: Platz 16, punktgleich mit Rang 15. Mit Labbadia: Platz 15, punktgleich mit dem Vorletzten. Bruno Labbadia steht für Kompaktheit, für risikolosen Fußball, er sollte dem Kader mit konservativen Mitteln Beine machen. Doch stattdessen holt der VfB viel zu wenig Punkte gegen schlagbare Gegner, kassiert im Schnitt 1,5 Tore pro Bundesliga-Spiel. Jetzt kommen mit München, Frankfurt, Wolfsburg und Union Gegner, gegen die wir keine Punkte erwarten dürfen, respektable Leistungen schon. Wahrscheinlich wird der VfB von Julian Nagelsmann, Oliver Glasner, Nico Kovac und Urs Fischer gelobt werden: „Besser als ihr Tabellenplatz.“ Geholt wurde Bruno Labbadia, weil er angeblich schnell Leistungen stabilisieren kann, dazu kam die längste Winter-Vorbereitung …

Der Cheffe

Anfang der 2000er Jahre, da war Schalkes Manager Rudi Assauer in etwa so beliebt in Stuttgart wie Winnie Schäfer. Es kursierte jede Woche ein neues Gerücht: Kuranyi: Was läuft da mit Schalke? Wechselt Hinkel in den Pott? Assauers Plan: Bordon neuer Abwehr-Chef auf Schalke! Und so kam es dann 2004. Auch wenn wir Bordon in unser Herz geschlossen haben, der Brasilianer ist ein echter Königsblauer geworden. 2000 war Bordon für rund 4,5 Millionen Mark aus Sao Paulo an den Neckar gewechselt. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass er eine Zeit lang der beste Abwehrspieler der Bundesliga war. Nach einer kurzen Anlaufzeit entwickelte er sich in Stuttgart zum unumstrittenen Abwehrchef. Er hatte besondere Führungsqualitäten und war Fixpunkt in der Mannschaft, an dem sich seine Mitspieler orientieren konnten. Er hatte das Talent zum Zweikampf mit Signalwirkung, wenn er einen Gegner in beeindruckender Art ablief oder zu einem Tackling heranflog. Wenn er eine Flanke im Strafraum klärte, dann köpfte er den Ball so weit wie andere ihn nicht schießen konnten. Bordon verkörperte den absoluten Siegeswillen auf dem Platz. …

Ist das Fußball oder kann das weg?

Kein Kampf, keine Idee, kein System und Einsatz nur in Teilzeit. Und das gegen die schlechteste Mannschaft der Liga. Der VfB scheint dem Abstiegskampf nicht gewachsen zu sein. Der Auftritt beim Tabellenletzten lässt Zweifel aufkommen am Trainer und der Widerstandsfähigkeit der Mannschaft. Was für ein grottenschlechter Auftritt. Die erste Halbzeit noch dazu eine bodenlose Frechheit. Und kommt mir nicht mit dem Kader, Schalke ist sicher nicht besser besetzt. Der Unterschied ist, dass ein Trainer auf der Bank sitzt der was rausholt. #VfB — Seriouz (@Seriouz1893) February 25, 2023 Manager und Trainer waren sich nach dem Spiel uneinig. “Offensichtlich hat uns die Wucht der Schalker ein Stück weit überrascht”, meinte Fabian Wohlgemuth und scheint noch nie von der Nordkurve gehört zu haben und kann auch keine Tabelle lesen. Während Bruno Labbadia angeblich genau wusste, was auf ihn zukommt und nach dem Spiel sagte „Ich wusste, wie Schalke spielen wird“. Betonung liegt auf „ich“, an ihm kann die 2:1-Niederlage nicht gelegen haben, so seine Geschichte des trostlosen Abends in Gelsenkirchen. Er schiebt damit die Verantwortung auf die …

VertikalGIF #S04VfB: Erste Hilfe im Abstiegskampf

Es waren beachtliche Serien, die in Gelsenkirchen aufeinanderprallten: Auf der einen Seite der VfB, der seit Dezember 2021 auswärts nicht mehr gewinnen kann. Auf der anderen Seite Schalke, die zuletzt am 14. Spieltag gewinnen konnten, und die letzten vier Partien 0:0 spielten. Oder anders gesagt: Not gegen Elend. Click on the button below to load the content of giphy.com. Load content Nach dem überzeugenden 3:0 gegen Köln wollten Bruno Labbadia und sein Team den Rückenwind mit in die Partie gegen Schalke nehmen. Kein Wunder: Mit einem Sieg hätte man die Mannschaft aus Gelsenkirchen um satte neun Punkte distanzieren können. Click on the button below to load the content of giphy.com. Load content Unterstützt wurde der VfB von 5.000 Auswärtsfäns, die in der Veltins-Arena das Team mit einer beeindruckenden Choreo empfingen. Dass immer noch so viele auch die weitesten Wege in Kauf nehmen, um eine Mannschaft zu supoorten, die auswärts nie gewinnt: beeindruckend! Click on the button below to load the content of giphy.com. Load content Wie zu erwarten war, hatte Labbadia an der Aufstellung nichts …

Die Vielseitigkeit von Silas

Serhou Guirassy? Leider verletzt. Luca Pfeiffer? Offenbar überfordert. Thomas Kastanaras? Anscheinend noch nicht so weit. Was blieb Bruno Labbadia also anderes übrig, als Silas gegen den 1. FC Köln in die Sturmmitte zu beordern? Dort machte er zwar kein überragendes Spiel, war oft zu hektisch am Ball, musste seine Beine sortieren und traf zu oft genau die falsche Entscheidung. Aber er band auch meist gleich zwei Gegenspieler und hielt die Kölner Abwehr ordentlich auf Trab. Die Fußballsprache hat für ihn den schönen Begriff „ständiger Unruheherd“ erfunden. Das galt allerdings sowohl in seiner Wirkung auf die Kölner Abwehr wie auch auf das Stuttgarter Publikum. Wir haben Silas unter Pellegrino Matarazzo oft als Wingbacker gesehen, der aber so seine Schwierigkeiten mit der Defensivarbeit hatte. Manchmal fehlte ihm dazu der Willen, manchmal die taktische Intelligenz. Wir haben ihn als reinen Außenstürmer gesehen, dort war er allerdings leichter zu verteidigen. Alles kam auf seine Ballannahme an; hatte Silas einen schlechten Tag oder wurde früh attackiert, blieb er oft wirkungslos. Silas braucht Tiefe, sollte den Ball in den Lauf gespielt …

Drink doch ene mit

Alles richtig gemacht: Auch wenn Bruno Labbadias Aufstellungen zuletzt manchmal wie eine pointenlose Büttenrede aussahen, waren gegen den 1. FC Köln alle seine Maßnahmen auf dem Punkt. Auch wenn Waldemar Anton im Kostüm des Rechtsverteidigers immer noch wie verkleidet aussieht, aber das ist mittlerweile eine olle Kamelle. Zwei Punkte in fünf Spielen: Labbadia stand enorm unter Druck, vor dem Spiel wurden bereits Szenarien diskutiert, wenn der VfB gegen Köln und nächste Woche auf Schalke verlieren sollte. Er ging voll ins Risiko mit Fabian Bredlow im Tor und mit dem Verzicht auf einen klassischen Zielspieler im Zentrum. Silas lief dort zwar auf und machte erstaunlich viele Bälle fest, aber die Spielanlage des VfB veränderte sich dadurch natürlich. Die Erinnerungen an den 34. Spieltag sind immer noch sehr präsent, deshalb wird Köln für mich immer etwas Besonderes sein. Die Bilder gehen immer noch unter die Haut, die Emotionen sind bei mir wie tätowiert. Bemerkenswert, dass der VfB ausgerechnet gegen die formstarken Jecken den ersten Dreier unter Labbadia holt. Ein frühes Tor hilft dabei natürlich. Und was für …

Die Autorität

Soldo bei Köln in der Startelf? Ich hatte mich nicht verlesen. Es ist Nikola, der Sohn von Zvonimir, der auch eine Vergangenheit beim 1. FC Köln hatte: als wenig beliebter Trainer, der einfallslosen und sehr defensiv geprägten Fußball spielen ließ. Mit dem VfB Stuttgart war Zvoni deutlich erfolgreicher, gewann unter Jogi Löw 1997 den DFB-Pokal und erreichte 1998 das Finale im Europapokal der Pokalsieger gegen Chelsea. Er führte die Mannschaft als Kapitän im Champions League-Spiel gegen Manchester United 2003 auf das Feld. Soldo war nicht schnell. Er begeisterte nicht mit technischen Kabinettstückchen. Er hatte in etwa den Aktionsradius von der Größe eines Bierdeckels, meinte man. Aber er stand immer richtig im Raum, gab der Mannschaft Stabilität und Struktur, Führung und Format. Er verstand sich immer als Arbeiter und als Dienstleister für die Mannschaft. Bot sich in schwierigen Situationen bei seinen Mitspielern an, spielte die einfachen Pässe, die so lapidar aussahen, aber große Wirkung im Spielaufbau hatten. Gegnerische Angriffe prallten an ihm ab, seine Grätschen waren fruchterregend, in Kopfballduelle wollte mit ihm sowieso keiner gehen. Soldo …

Zwischen Köln und Köln liegen Welten

Das letzte Heimspiel gegen den 1. FC Köln liegt ziemlich genau neun Monate zurück. Damals endete eine desaströse Saison in einem furiosen Finale bei herrlichem Frühsommerwetter. Bei vielen lief der letzte Eckball wochenlang noch auf heavy rotation. Der Platzsturm ist ebenso unvergessen wie die sich überschlagenden Stimmen der Sportreporter aus der ganzen Welt. Endos 2:1 in der 92. Minute entfachte eine positive Energie, die sogar die größten Bruddler glauben ließ, der direkte Klassenerhalt in letzter Sekunde müsse einfach der Startschuss für eine bessere Zukunft sein. Viele hofften darauf, dass die viel zitierte Saisonanalyse dazu führen würde, die strukturellen Probleme zu beheben und mit weniger Verletzungspech und mehr Fitness in die neue Saison zu starten. Man stelle sich vor, man hätte am 14. Mai 2022 einem der freudetrunkenen Fans auf dem Rasen erzählt, dass der VfB im Februar 2023 auf Platz 17 rangiert, der neue Trainer Bruno Labbadia heißt, aber leider seit Jahresbeginn keines seiner fünf Spiele gewinnen konnte, während Pellegrino Matarazzon die TSG Hoffenheim trainiert. Seit dem 2:1 gegen Köln ist so viel passiert, dass …

“Am Ende zählen die sportlichen Ergebnisse.“

Wie schon gegen Mainz, Hoffenheim und Werder Bremen ist auch gegen Freiburg mehr drin gewesen. Natürlich wurde der VfB durch den VAR benachteiligt, die Niederlage hat sich der VfB trotzdem selbst zuzuschreiben. Bruno Labbadia kann überraschen. Bei der Aufstellung gegen Freiburg verwundert zunächst der Einsatz Fabian Bredlow, was aber an einer kurzfristigen Magen-Darm-Erkrankung von Florian Müller liegt. Der eigentliche Aufreger: Statt Dinos Mavropanos beginnt Dan-Axel Zagadou in der Abwehr. Linksfuß Hiroko Ito rückt auf die rechte Seite der Innenverteidigung, Waldemar Anton versucht sich erneut als rechter Außenverteidiger. Beide werden also nicht auf ihren angestammten Positionen eingesetzt, was zu einer Spezialität von Labbadia zu werden scheint. #Bredlow fand ich übrigens angenehm unauffällig heute. Und das ist mehr, als ich über Flo #Müller sagen kann… #VfB — Lennart Sauerwald (@l_sauerwald) February 11, 2023 Labbadias Matchplan heisst Arbeit. Seine Alternative: Glück. Dieser Plan trifft mit Freiburg fast auf ein Union-Klon, genauso unangenehm, ebenfalls stark bei Standards, fast so gut organisiert in der Defensive. Das konnte nicht gut gehen. Oder doch? Der SC Freiburg befindet sich zwar in der …