Alle Artikel in: Beliebt

Der Zug hat keine Bremse

Der VfB-Express rast ungebremst in Richtung Abstieg nach einem Sieg in acht Spielen unter Bruno Labbadia. Nicht zum ersten Mal unter ihm war die Leistung ordentlich und engagiert, nicht zum ersten Mal gibt es dafür keine Punkte. Jaaa, der VfB! Sich gegen Bayern München zusammenreißen (unter anderem mit 124 Kilometer Laufleistung), aber gegen Schalke alles vermissen lassen, was Abstiegskampf ausmacht. So kennen wir unseren Club: Voll motiviert gegen die Großen, lasch und leicht überheblich gegen die vermeintlich Kleinen. Das hat den VfB in eine Vierergruppe am Tabellenende gebracht, alle mit 19 Punkten, die Cannstatter dank des Torverhältnisses auf Platz 15. Die gute Nachricht: Auch nach dem Spiel gegen die Bayern ist Torverhältnis das beste der verlorenen Vier. Fabian Wohlgemuth war nach dem Spiel zufrieden: „Das war die Reaktion, die wir uns nach dem Schalke-Spiel erhofft und auch ein Stück weit erwartet haben.“ Nein, damit kann man nicht zufrieden sein, denn es ist eine Selbstverständlichkeit. Diese Leistung erwarte ich in jedem Spiel. Gegen Schalke, Bochum, Bremen, einfach jeden. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie Schalke …

Der Fummler

Es gibt sie, die ikonischen Szenen in der VfB-Vereinshistorie: Wataru Endos 2:1 gegen Köln in der Nachspielzeit, Thomas Hitzlspergers 1:1 gegen Cottbus, das 2:1 von Daniel Ginczek in Paderborn, wie Alexandru Maxim nach dem Aufstieg 2017 auf dem Dach der Auswechselbank steht, die Tore von Kevin Kuranyi und Imre Szabics gegen Manchester United. Nur eine kurze Auflistung. Es gibt natürlich noch viel mehr. Zu den Bildern der Vereinsgeschichte, die man nie vergisst, gehört auch der 2:1 Siegtreffer von Guido Buchwald 1992 in Leverkusen. Der Kapitän musste nur noch einnicken, die perfekte Flanke kam von Ludwig Kögl. “Es gibt nur zwoa Möglichkeiten: Entweder i geh links vorbei oder i geh rechts vorbei”, sagte er einmal auf die Frage, wie er seine Gegenspieler ausspielt. In Leverkusen ging er links vorbei an Christian Wörns und nachdem der Ball auf dem Kopf von Buchwald landete, wurde der VfB überraschend Meister. Der Wiggerl, wie man in Bayern einen kleinen Ludwig nennt, galt lange als Riesen-Talent, ging mit 18 von den Löwen zum großen Nachbarn, pendelte aber dort zwischen Bank und …

Warum der VfB gegen München gewinnt!

Nach dem unverschämten Auftritt beim Tabellenschlusslicht FC Schalke 04 haben viele Fans des VfB Stuttgart den Glauben an den Klassenerhalt verloren. Und jetzt kommt auch noch ausgerechnet Rekordmeister Bayern München ins Neckarstadion, gegen den der VfB zuletzt 2007 zu Hause gewann (3:1, Tore: 2x Gomez, Bastürk). Doch einen Funken Hoffnung gibt es. Den versprüht zumindest Karla, die Kartenlegerin aus Konstanz, die unter anderem auch auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt die Zukunft vorhersagt. Sie ist sich sicher: „Der VfB gewinnt gegen Bayern München 2:1!“ Die Kunst des Kartenlegens, auch Kartomantie genannt, ist ein Teilbereich der Wahrsagung. Karla macht dies meistens mit einem gewöhnlichem Skatblatt, allerdings ohne zu reizen. Ihre Spezialität sind jedoch Tarotkarten. Vor dem Schalke-Spiel legte sie viele Narren, die für Sorglosigkeit und Lebenslust stehen, die kombiniert wurden mit dem Teufel (Abhängigkeit und Versuchung). Vor dem Südschlager dominierte jedoch der Magier, er symbolisiert Selbstvertrauen und den unbedingten Willen, selbst Unmögliches möglich zu machen. Daneben lag der Wagen, das Symbol für Standhaftigkeit und Zielstrebigkeit. Die Konstellationen stehen also gut für den VfB! Bruno Labbadia wollte das noch …

Eine Mannschaft, die mit sich selbst kämpft

Nach dem Schalke-Spiel wurde viel über Widerstandskraft gesprochen und über Mentalität, die meistens thematisiert wird, wenn man etwas nicht erklären kann. So wie den Auftritt in der ersten Halbzeit in Gelsenkirchen. Aber die Mannschaft ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt, sie weiß oft nicht, wie sie spielen soll. Wann, wo und wie pressen? Wann umschalten? Positionsspiel? Zurückziehen? Sie hat überhaupt kein Gefühl dafür, wann welche Aktion gefragt ist. Das Team ist verunsichert, hat Angst vor Fehlern, die ihm dann prompt unterlaufen. Und weil sie ihre Fehleranfälligkeit kennt, will es die Mannschaft besonders gut machen: Dinos Mavropanos, der seinen Mitspielern helfen will, weil er davon überzeugt ist, dass er es besser kann. Dabei stürzt er sich oft in ausweglose Situationen, fabriziert Abspielfehler, bietet dem Gegner Räume an. Wataru Endo, der überall sein will und sein soll. Spiel lenken, Spiel stabilisieren, Tore schießen: Damit ist sogar Legendo überfordert. Waldemar Anton, der weit herausrückt, um seinen Vordermann Gil Dias zu unterstützen und damit viel Raum hinter sich öffnet. Weil Bruno Labbadias Vorgabe wohl lautet, über rechts aufzubauen, …

Der mit der Mannschaft kämpft

Dezember 2022: Ein harter Trainer muss her! Kurzfristig zählen nur Punkte! Es kommt Bruno Labbadia: Training um halb acht, System 4-3-3, Kommunikation nur noch auf Deutsch! Die Spieler sind begeistert: Unser bester Trainer ever! Das Ergebnis: Fünf Punkte in sieben Spielen gegen Mainz, Leipzig, Hoffenheim, Bremen, Freiburg, Köln, Schalke. Das ist weit weniger als erwartet, auch wenn Zahlen-Nerds irgendwelche Statistiken finden werden, in denen der VfB besser wurde. Vor Labbadia: Platz 16, punktgleich mit Rang 15. Mit Labbadia: Platz 15, punktgleich mit dem Vorletzten. Bruno Labbadia steht für Kompaktheit, für risikolosen Fußball, er sollte dem Kader mit konservativen Mitteln Beine machen. Doch stattdessen holt der VfB viel zu wenig Punkte gegen schlagbare Gegner, kassiert im Schnitt 1,5 Tore pro Bundesliga-Spiel. Jetzt kommen mit München, Frankfurt, Wolfsburg und Union Gegner, gegen die wir keine Punkte erwarten dürfen, respektable Leistungen schon. Wahrscheinlich wird der VfB von Julian Nagelsmann, Oliver Glasner, Nico Kovac und Urs Fischer gelobt werden: „Besser als ihr Tabellenplatz.“ Geholt wurde Bruno Labbadia, weil er angeblich schnell Leistungen stabilisieren kann, dazu kam die längste Winter-Vorbereitung …

Der Cheffe

Anfang der 2000er Jahre, da war Schalkes Manager Rudi Assauer in etwa so beliebt in Stuttgart wie Winnie Schäfer. Es kursierte jede Woche ein neues Gerücht: Kuranyi: Was läuft da mit Schalke? Wechselt Hinkel in den Pott? Assauers Plan: Bordon neuer Abwehr-Chef auf Schalke! Und so kam es dann 2004. Auch wenn wir Bordon in unser Herz geschlossen haben, der Brasilianer ist ein echter Königsblauer geworden. 2000 war Bordon für rund 4,5 Millionen Mark aus Sao Paulo an den Neckar gewechselt. Ohne Übertreibung kann man sagen, dass er eine Zeit lang der beste Abwehrspieler der Bundesliga war. Nach einer kurzen Anlaufzeit entwickelte er sich in Stuttgart zum unumstrittenen Abwehrchef. Er hatte besondere Führungsqualitäten und war Fixpunkt in der Mannschaft, an dem sich seine Mitspieler orientieren konnten. Er hatte das Talent zum Zweikampf mit Signalwirkung, wenn er einen Gegner in beeindruckender Art ablief oder zu einem Tackling heranflog. Wenn er eine Flanke im Strafraum klärte, dann köpfte er den Ball so weit wie andere ihn nicht schießen konnten. Bordon verkörperte den absoluten Siegeswillen auf dem Platz. …

Ist das Fußball oder kann das weg?

Kein Kampf, keine Idee, kein System und Einsatz nur in Teilzeit. Und das gegen die schlechteste Mannschaft der Liga. Der VfB scheint dem Abstiegskampf nicht gewachsen zu sein. Der Auftritt beim Tabellenletzten lässt Zweifel aufkommen am Trainer und der Widerstandsfähigkeit der Mannschaft. Was für ein grottenschlechter Auftritt. Die erste Halbzeit noch dazu eine bodenlose Frechheit. Und kommt mir nicht mit dem Kader, Schalke ist sicher nicht besser besetzt. Der Unterschied ist, dass ein Trainer auf der Bank sitzt der was rausholt. #VfB — Seriouz (@Seriouz1893) February 25, 2023 Manager und Trainer waren sich nach dem Spiel uneinig. “Offensichtlich hat uns die Wucht der Schalker ein Stück weit überrascht”, meinte Fabian Wohlgemuth und scheint noch nie von der Nordkurve gehört zu haben und kann auch keine Tabelle lesen. Während Bruno Labbadia angeblich genau wusste, was auf ihn zukommt und nach dem Spiel sagte „Ich wusste, wie Schalke spielen wird“. Betonung liegt auf „ich“, an ihm kann die 2:1-Niederlage nicht gelegen haben, so seine Geschichte des trostlosen Abends in Gelsenkirchen. Er schiebt damit die Verantwortung auf die …

VertikalGIF #S04VfB: Erste Hilfe im Abstiegskampf

Es waren beachtliche Serien, die in Gelsenkirchen aufeinanderprallten: Auf der einen Seite der VfB, der seit Dezember 2021 auswärts nicht mehr gewinnen kann. Auf der anderen Seite Schalke, die zuletzt am 14. Spieltag gewinnen konnten, und die letzten vier Partien 0:0 spielten. Oder anders gesagt: Not gegen Elend. Click on the button below to load the content of giphy.com. Load content Nach dem überzeugenden 3:0 gegen Köln wollten Bruno Labbadia und sein Team den Rückenwind mit in die Partie gegen Schalke nehmen. Kein Wunder: Mit einem Sieg hätte man die Mannschaft aus Gelsenkirchen um satte neun Punkte distanzieren können. Click on the button below to load the content of giphy.com. Load content Unterstützt wurde der VfB von 5.000 Auswärtsfäns, die in der Veltins-Arena das Team mit einer beeindruckenden Choreo empfingen. Dass immer noch so viele auch die weitesten Wege in Kauf nehmen, um eine Mannschaft zu supoorten, die auswärts nie gewinnt: beeindruckend! Click on the button below to load the content of giphy.com. Load content Wie zu erwarten war, hatte Labbadia an der Aufstellung nichts …

Drink doch ene mit

Alles richtig gemacht: Auch wenn Bruno Labbadias Aufstellungen zuletzt manchmal wie eine pointenlose Büttenrede aussahen, waren gegen den 1. FC Köln alle seine Maßnahmen auf dem Punkt. Auch wenn Waldemar Anton im Kostüm des Rechtsverteidigers immer noch wie verkleidet aussieht, aber das ist mittlerweile eine olle Kamelle. Zwei Punkte in fünf Spielen: Labbadia stand enorm unter Druck, vor dem Spiel wurden bereits Szenarien diskutiert, wenn der VfB gegen Köln und nächste Woche auf Schalke verlieren sollte. Er ging voll ins Risiko mit Fabian Bredlow im Tor und mit dem Verzicht auf einen klassischen Zielspieler im Zentrum. Silas lief dort zwar auf und machte erstaunlich viele Bälle fest, aber die Spielanlage des VfB veränderte sich dadurch natürlich. Die Erinnerungen an den 34. Spieltag sind immer noch sehr präsent, deshalb wird Köln für mich immer etwas Besonderes sein. Die Bilder gehen immer noch unter die Haut, die Emotionen sind bei mir wie tätowiert. Bemerkenswert, dass der VfB ausgerechnet gegen die formstarken Jecken den ersten Dreier unter Labbadia holt. Ein frühes Tor hilft dabei natürlich. Und was für …

Die Autorität

Soldo bei Köln in der Startelf? Ich hatte mich nicht verlesen. Es ist Nikola, der Sohn von Zvonimir, der auch eine Vergangenheit beim 1. FC Köln hatte: als wenig beliebter Trainer, der einfallslosen und sehr defensiv geprägten Fußball spielen ließ. Mit dem VfB Stuttgart war Zvoni deutlich erfolgreicher, gewann unter Jogi Löw 1997 den DFB-Pokal und erreichte 1998 das Finale im Europapokal der Pokalsieger gegen Chelsea. Er führte die Mannschaft als Kapitän im Champions League-Spiel gegen Manchester United 2003 auf das Feld. Soldo war nicht schnell. Er begeisterte nicht mit technischen Kabinettstückchen. Er hatte in etwa den Aktionsradius von der Größe eines Bierdeckels, meinte man. Aber er stand immer richtig im Raum, gab der Mannschaft Stabilität und Struktur, Führung und Format. Er verstand sich immer als Arbeiter und als Dienstleister für die Mannschaft. Bot sich in schwierigen Situationen bei seinen Mitspielern an, spielte die einfachen Pässe, die so lapidar aussahen, aber große Wirkung im Spielaufbau hatten. Gegnerische Angriffe prallten an ihm ab, seine Grätschen waren fruchterregend, in Kopfballduelle wollte mit ihm sowieso keiner gehen. Soldo …