Alle Artikel mit dem Schlagwort: Robin Dutt

Was kann Alex Zorniger außer schwäbisch?

Das neue VfB-Trikot ist der Burner, der Trainer scheint ein Fuchs zu sein und erste Tests liefen verheißungsvoll. Aber es ist Zeit, die Euphorie-Bremse zu ziehen! Diese Woche saßen Vertikalpass-Kollege Sebastian und ich beim Mittagessen und spielten unser Spiel. Es ist so etwas wie das Quiz, das Trainer Baade regelmäßig drüben auf Twitter veranstaltet (unbedingt @trainerbaade folgen!), nur nicht so gut wie seins. Meistens stellt mir Sebastian Fragen wie “Wie heißen die vier Spieler, die Franz Beckenbauer vor der WM 1990 aussortiert hat?” oder fordert “Nenne mir acht Trainerstationen von Peter Neururer” oder er zeigt mir alte Mannschaftsbilder aus den 70ern und ich muss 11 von 22 Spielern erkennen. Wenn ich es nicht schaffe, dann muss ich manchmal einen Text schreiben. Also, diese Woche saß Sebastian mit Hot Pants und Flip-Flops und mir beim Mittagessen und nach nur einer Frage wechselte Sebastian das Thema und sagte: “Ich bin ja immer am Anfang der Saison euphorisch. Trainer, Neuzugänge und dann noch das neue Trikot – Weltklasse!”. Dabei lachte er. Etwas, was im Zusammenhang mit dem VfB …

Brauch’sch was?

What goes, Stuttgart? Ich will die Hände sehen! Und der Oberbürgermeister Fritz Kuhn (by the way: Alles Gute zum 60sten, Fritzi!) ist dabei und streckt sich. Die Stadt luchst Investoren die denkmalgeschützte Villa Berg wieder ab, sie schaut zu wie die Hip-Hop-Open sterben und Bayern-Fan Kuhn fühlt sich dazu berufen, via Pressemitteliung zu betonen, dass die “Tatort”-Farce zu S21 nicht der Wahrheit entspräche – und warum? Weil sie so realistisch wirkte und es genauso sein könnte. Und genauso stelle ich mir auch das Transferbusiness vor. Geschäftlemacher, Kick-back-Jäger, ambitionierte Verwandte als Karriereplaner, Spielerberater mit Knastvergangenheit, Nepper, Schlepper, Bauernfänger. Gegengeschäfte wie bei der Villa Berg: Gib’ Du mir die Villa zurück und ich gebe Dir dafür ein Grundstück im Stuttgarter Osten, mit dem Du Millionen machen kannst. “Nimm Du mir den Rupp ab, dann besorg ich Dir nen Innenverteidiger“, oder so ähnlich. So läufts Business, raunt man sich zu und es ist immer gut, wenn man jemand kennt, der jemand kennt. Mittendrin ist Robin Dutt. Er kennt von seinen früheren Stationen viele und noch viel mehr kennen …

Troy, so vereins-troy!

Let’s talk about Vereinstreue: In Stuttgart ist man troy, so troy: Die Fantastischen Vier findet man in deren Rentenalter noch ganz ok und man geht auch noch mit über 40 in den Perkins Park und die Boa. “Bisch oimol beim Doimler, haschs g’schafft“, hat mein Vater mir mal vor langer, langer Zeit gesagt und heute verstehe ich ihn: 13 und mehr Monatsgehälter, Urlaub hat man in Möhringen und Untertürkheim auch nicht wenig, überraschende Prämien, weil es dem Daimler gut geht, 35-Stunden-Woche, Konfirmationsgeld und immer den neusten Karren vor dem Haus. Warum soll man da weggehen? Komfortabel war es lange Jahre beim VfB, wenn man alles so glaubt, was man zum Thema Leistungskultur, Jahresgehälter und Wohlfühl-Atmosphäre beim Verein so liest. Die Vereinstreue finden die Stuttgarter Fans bei Spielern wie Koka Rausch, Vedad Ibisevic, Adam Hlousek nicht so prall, obwohl sich diese Spieler außer durchaus diskutablen Leistungen nichts zu Schulden kommen ließen. Nicht mal zu schnell gefahren sind sie. Bei einem Verein zu bleiben, hat aber nicht immer nur finanzielle Gründe. Wie beim Doimler auch. Einmal Daimler, immer …

„Das wird schon, meen Jong’!“

Nach vier Minuten, das erste Bier war eigentlich erst halb getrunken, schien alles vorbei. Paderborn trifft mit dem ersten Torschuss, der VfB ist abgestiegen. Wie es wohl meinem Vater geht, der mit meiner Mutter und meinem Freund Thomas in einer Kneipe das Spiel verfolgt? Mein Vater hat schon alles gesehen, er hat Robert Schlienz erlebt, er war 1976 mit anderen 1.999 Zuschauern beim 2:3 gegen Reutlingen im Neckarstadion dabei, er saß neben mir beim 2:1 gegen Manchester United. Ich sehe ihn jetzt vor mir, wie er im Ski-Club von Bad Cannstatt kopfschüttelnd in sein Glas Trollinger schaut. Ich bin äußerlich so ruhig wie der Neckar, der ahnungslos hinter der Kneipe vor sich hinschwappt. Ich würde gerne am Ufer sitzen, ein Bier in der Hand und nur auf das sanfte Hin und Her starren. Gluck-Gluck und dazwischen ein bisschen Vögelgezwitscher und die schweren Schritte eines Joggers. Mein Puls geht im Sitzen genau so hoch wie beim Joggen. Da hilft auch das 1:1 nicht. Die Aufregung ist nicht nur für meinen Vater nix. So richtig lachen konnte …

The Fight Club

“Ein Saison-Finale, das wo man schwer beschreiben kann”, so oder so ähnlich hätte es Jürgen Klinsmann gesagt. Nach 2:2 und 2:3 gegen Freiburg und Schalke war die Sache eigentlich g’schwätzt: Dr’ Lampen steigt ab. Aber dann kam Dutt, ohne Helm und ohne Gurt, einfach Dutt, der nicht quengelt und nicht murrt. Es war Dutt der Coole, das Generve macht ihn krank, während andre unten wurschteln, geht er locker oben lang. „Ich weiss gar nicht, wo das Problem ist: Es ist doch nicht zu viel verlangt, erst einen Sieg gegen Mainz, dann gegen den HSV und dann gegen Paderborn zu fordern. Wir sprechen hier bei allem Respekt nicht von Chelsea oder Barcelona“. Dutt hat diese Vorgaben intern noch mit Argumenten unterfüttert, er muss es in Abstimmung mit Huub Stevens so gut gemacht haben, dass die Spieler daran glauben. Dass im letzten Spiel der Klassenerhalt aus eigener Kraft noch möglich war, verdankt der VfB Dutts Mischung aus Kampflust, Selbstbewusstsein und Strategie, nur von Spiel zu Spiel zu schauen. Das hat schon 2007 funktioniert, als Armin Veh immer …

Wie aus Ginni mal so einer wie Gomez wird

Bier, gröhl, viel zu enges Trikot mit Senfflecken drauf – nicht nur auf dem Killesberg ist das das Bild, was man von einem gemeinen Fussballfan hat. Am besten die Straßenseite wechseln, wenn man so einen Typ sieht. Aber tief im Innern sind die Fans doch ganz anders. Grölen macht Spaß, aber eigentlich nur im Stadion und inner verrauchten Sky-Kneipe. Es soll gar Fans geben, die lesen können. Echt jetzt! Ich zum Beispiel habe zuletzt erst “7:1 – das Jahrhundertspiel” gelesen. Das Minutenprotokoll des Halbfinales gegen Brasilien mit einer Unmenge an Erkenntnissen (wichtigster Mann in den ersten 30 Minuten: Sami Khedira) und Fakten von Christian Eichler habe ich regelrecht verschlungen. Dachte, danach könnte ich gleich noch ein Buch lesen, aber die Bestseller-Listen gaben so gar nichts her. Bei dem Wetter mixte ich mir einen funky Hugo und tagträumte so ein wenig vor mich hin. Ich schloß die Augen und plötzlich sah ich Bücher, die ich lesen möchte. Da ist Daniel Ginczek mit seinem Bestseller „Das Jahr, in dem ich traf“. Es berichtet davon, wie er den …

Jürgen Klopp

Danke, Kloppo!

Lieber Herr Klopp, ich weiss, Sie mögen Stuttgart: Jeden Tag können Sie von der Weinsteige oder Karlshöhe in den Kessel schauen, auf das Lichtermeer meiner Stadt blicken, die Abends ein bisschen wie die Cote d’Azur aussieht. Oder Sie können mit dem Fahrrad aus dem Westen zum Max-Eyth-See fahren oder durch den Rosenstein- und Schlosspark joggen, wo ganze Ochsen gegrillt werden. Wenn das neue Schloß in der Abendsonne liegt, geht mir das Herz auf. Wie wäre es, erst im Palast ein Bierchen zu trinken, da trifft man alle, erst kürzlich sprach ich dort mit André Trulsen. Denken Sie zurück wie das mal war mit der Freitreppe und Pauls, seiner Boutique und Musique, ich hab’ ja die Sampler geliebt, Sie auch? Ich weiss nicht wie es Ihnen geht, aber ich höre ihn gerne, den nicht ganz so harten schwäbischen City-Dialekt. Wenn schon Feinstaub, dann schon wegen der vielen Porsches und Doimlers, die in dieser Stadt erdacht und gebaut werden. Ok, ok, vieles ist-gewollt-und-nur-halb-gekonnt: Da werden Einkaufszentren hingeflanscht, weil man a bissle Weltstadt sein will, obs passt oder …

Drama galore gegen Werder Bremen

Schönes Wetter. Toller Lauf vom Vogelsang zum PSV. Das wird heute was, das spüre ich beim Laufen. Rüdi wieder in der Start11. Gentner mit einem Kehl-Moment. Klein und Rüdi schlafen. Harnik. Einmal. Zweimal. Gibts doch gar nicht. Ginczek. Kiiischteee. Nein. Vestergaard. Ich habe keine Lust mehr. Doch. Ah. Dié mit einem Messi-Moment. Ginczek. Das Stadion ruft Kiiischteee. Schwung. Wahnsinn. Das kommt Euch ein bisschen Gaga vor, im besten Fall ein bisschen Dada? Nach dem Spiel gegen Bremen kann ich nur stammeln, wie so oft gegen Werder, der VfB macht mich fertig: Das in der Rückrunde noch unbesiegte Bremen geschlagen, zum ersten Mal seit zwei Monaten nicht Letzter. Geil, Vorletzter. #bestdayinmylife — Kessel.TV (@kesseltv) April 12, 2015 Während woanders Sportdirektoren zu überforderten Trainern berufen werden und sich Spieler in der Kabine prügeln, während es woanders einen tiefen Graben zwischen Verein, Mannschaft und Fans gibt, bleibt der VfB souverän. Ja, zugegeben, diese Erkenntnis kommt in erster Linie retrospektiv. Aber immerhin, sie kommt: Huub wurde wund geschossen, bei Robin Dutt jedes Wort im Mund herumgedreht, aber er blieb …

Kiiiiiischteee! So bleibt der VfB erstklassig!

Die ZEIT schreibt, dass „der HSV, derzeit nicht lebendiger ist als seine Dino-Artgenossen“. Beim VfB hingegen ist in erster Linie die Hoffnung lebendig. Die Hoffnung, dass die Heimspiele gegen Bremen, Mainz, Freiburg und den HSV gewonnen werden. Doch woher kommt der Optimismus? Weil es der Anspruch in der Vergangenheit war, dass diese Mannschaften geschlagen werden? Sind die VfB-Verantwortlichen Traumtänzer oder Realisten? Wir haben uns die nächsten sieben Spiele ganz genau angeschaut und wagen folgende Prognose: Der VfB wird die Klasse auf Platz 15 halten. Ihr glaubt das nicht? Schaut es Euch an, so verrückt ist es nicht. Ehrlich. 28. Spieltag: VfB – Bremen 3:3 Es gab in der Vergangenheit einige Spektakel-Spiele gegen Bremen: Ein 4:4 mit drei Toren von Marcelo Bordon, irgendwann mal ein 6:3 mit drei Toren von Mario Gomez und sogar ein 6:0 mit dem Highlight, dass Artur Boka mit rechts (!) ein Treffer gelang. Und schließlich in der Meistersaison 2006/2007 ein 4:1, es war irgendwie der Anfang von allem. Damals spielten beim VfB zwei Linksverteidiger, die identisch aussahen. Da war zum einen Ludovic. Er fing …

Khediras Signale gehen ins Leere*

Stuttgart im Aufruhr. Facebookgruppen werden gegründet, Petitionen gestartet. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Demos auf dem Schlossplatz stattfinden und die Daimler-Arbeiter aus Protest streiken. Wutbürger war gestern, jetzt sind die Protest-Fans am Zug. Der Grund für das alles: Trainertalent Thomas Tuchel will zum VfB Stuttgart. Aber dort will man ihn nicht. So schreibt es zumindest Marko Schumacher in der Stuttgarter Zeitung. Während in Stuttgart also die Fanseele kocht und man im Pressehaus mit einem Piccolöchen auf das bundesweite Medienecho anstößt, übersieht man eine viel entscheidendere Personalie. Denn, mal ehrlich: Was hat Thomas Tuchel denn schon geleistet? Okay, er isst mit Pep Guardiola zu Mittag und war quasi der Dieter Bohlen der Bruchweg Boys. Was ist aus denen eigentlich geworden? Ach ja: Schürrle spielt nicht in Wolfsburg, Szalai nicht in Hoffenheim und Holtby nicht in Hamburg. Wir hingegen reden über einen Mann, der nicht nur deutscher und spanischer Meister war, sondern auch amtierender Weltmeister ist: Wir reden von Sami Khedira, der im Sommer ablösefrei zu haben ist. Unverständlich also, dass …