Alle Artikel mit dem Schlagwort: Daniel Ginczek

Mané for nothing

Eigentlich ist man ja blöd, wenn man ins Stadion geht: Schlangen an der Einlasskontrolle, schlechte Sicht, Sitznachbarn, die man sich nicht aussuchen kann, viel zu teures Bier und noch längere Schlangen an der Toilette nach dem Spiel. Das Schlimmste aber ist: man muss sich selbst eine Meinung bilden. Es gib keinen Kommentator, der das Spiel einordnet. Keine Twitter-Timeline, die die eigene Einschätzung einordnet. Die Einleitung lässt es erahnen: Ich war am Freitag Abend im Stadion. Die Karten hatte ein Freund besorgt. Es war das erste Mal, dass ich erst kurz vor dem Anpfiff wusste, wo ich sitze. Es war Block 78A. Untertürkheimer Kurve, ganz oben. Blick ziemlich gut, aber vielleicht etwas nah am Gästeblock. Doch einer geschenkten Karte guckst du schließlich nicht auf den Block. Höchstens auf den Preis, um zu sehen, wie viel du gespart hast. Und was ich im Block 78A sah, deckte sich kaum mit dem, was ich auf der Rückfahrt nach Hause im Netz las. So sah beispielsweise der kicker-Reporter das Spiel folgendermaßen: “Die Mannschaft von Hannes Wolf legte einen Blitzstart …

Meine Traumreise mit Jürgen Klinsmann

Der VfB ist in der zweiten Liga, was bleibt einem da als VfB-Fan noch? Nostalgie, klar, der Blick auf Meisterjahre und sonstige emotionale Momente der Vergangenheit. Und es die Zeit zum Träumen. In letzter Zeit, schätze seit rund zwei Monaten, wiederholt sich bei mir immer wieder ein Traum. Also kein Tagtraum, sondern ein Traum, Ihr wisst schon, so richtig beim Schlafen. Und der Traum geht so: Es muss ein schöner Sommertag sein, jedenfalls trage ich mein kurzärmeliges VfB-Traditionstrikot, meine tief ins Gesicht gezogene Schildmütze mit der Aufschrift „Faith“ und eine Sonnenbrille. Ich bin auf dem Weg ins Stadion und ich bin guter Laune. Offensichtlich befindet sich der VfB in meinem Traum nicht im Abstiegskampf. Es sind sogar alle gut drauf. In der S-Bahn wird viel gelacht, mir fällt auf, dass mich einige verstohlen mustern, ein paar nicken mir zu. Ich nicke zurück, bin ja ein freundlicher Mensch. Meistens. Wie immer bin ich so zeitig dran, um beim PSV eine Rote zu essen und mir ein Bier schmecken zu lassen. Beim Anstehen auf die erste Halbe …

Die große Rückrunden-Vorschau

Pep Guardiola muss vor Saisonende gehen, Daniel Ginczek feiert ein wichtiges Comeback, Lord Hlousek wird Maskottchen, Jürgen Kramny sitzt auch am 34. Spieltag auf der VfB-Bank und Kevin Großkreutz fährt zur EM. Wir wissen, wie die Rückrunde läuft.  18. Spieltag Zum Rückrundenstart hat der VfB keinen neuen Innenverteidiger, nachdem Kandidaten wie Gouweleeuw, Romagnoli, Djilobodji und Wimmer zu Mondpreisen (siehe hier) von den direkten Konkurrenten Augsburg, Bremen, Hannover und Hoffenheim verpflichtet werden. Anstatt dessen spielt Kevin Großkreutz rechter Verteidiger. Das macht die Abwehr leider nicht stabiler, der VfB verliert gegen Köln mit 1:0. Wenn es so etwas wie gute Stimmung in Stuttgart gab, dann ist sie jetzt wie weggeblasen. Der HSV geht zum Rückrundenauftakt mit 2:9 gegen Bayern unter. Manche HSV-Fans fragen sich, ob es stimmt, dass Bruno Labbadia als Trainer nur ein halbes Jahr funktioniert. Der FC Bayern München steuert einen knüppelharten Erfolgskurs, alles wird dem „Triple oder nix“ untergeordnet. Manuel Neuer beklagt sich über die kalte Atmosphäre an der Säbener Straße, „Pep Guardiola hat mich noch nie in den Arm genommen!“. In Wolfsburg sitzt …

Er ist wieder da!

Wenn man alles ernst nimmt, was aktuell in Redaktionsstuben, Fan-Foren und Blogs gefordert wird, dann soll und muss alles raus, was und wer beim VfB Verantwortung trägt. Angesichts der Tabellenlage, der Stimmung rund um den Verein und der vakanten Trainerposition ist das schnell gedacht und geschrieben. Es ist eben sehr bequem, gegen alles und jeden zu sein. Es kommt immer gut, es besser zu wissen, ohne selbst den Kopf dafür hinhalten zu müssen. Anti-alles für immer. Wenn aber alle Verantwortungsträger weg sind, wie steht es dann um den VfB? Schauen wir es uns an: Robin Dutt Das letzte Heimspiel gegen Wolfsburg ist die erwartet enge Kiste – der VfB verliert unglücklich mit 0:4. Am Tag danach gibt Robin Dutt auf einer Pressekonferenz seinen sofortigen Rücktritt bekannt. Ihm sei es nicht gelungen, seinen Wunschtrainer Lucien Favre zu verpflichten, gleichzeitig seien die Scouting-Unterlagen zum neuen Innenverteidiger aus Versehen im Trubel der Weihnachtsfeier gelöscht worden. Bernd Wahler Der Präsident sitzt mit seiner Frau Petra am ersten Weihnachtsfeiertag am Frühstückstisch, ihm kommt immer wieder die Gans hoch und er hat …

Zorni im Land der Bruddler

Wir befinden uns im Jahre 2015 n. Chr. Ganz Fußball-Deutschland möchte Spiele gewinnen, egal wie. Ganz Deutschland? Nein! Ein von unbeugsamen Schwaben bevölkertes Dorf namens Stuttgart hört nicht auf, Widerstand zu leisten. Es sieht keine Alternative darin, schnell und schön zu spielen. Das Leben ist nicht leicht für die Fans, die zwar das schöne Spiel lieben, aber auch gerne ein paar Punkte hätten, um in der Rangliste der Vereine nicht jedes Jahr ganz unten stehen zu müssen. Trainer der unbeugsamen Schwaben des VfB ist Zorni. Er kann schneller sprechen als sein Schatten. Als Teilnehmer am DFB-Trainer-Lehrgang ist Zorni in den Taktik-Zaubertrank gefallen. Seitdem hält er sich und seine Taktik für alternativlos. Er läßt spielen wie auf einer Wildschweinjagd, was seine Spieler bisher noch nicht kannten. Das Problem ist, dass Zornis Spieler selten ins gegnerische Tor treffen, den Ball aber aus dem eigenen Tor sehr oft herausholen müssen. Zorni hat Nebensitzer Mehmet Scholl bei der Abschlussarbeit nicht abschreiben lassen, so dass der jetzt beleidigt ist und ihn als Laptop-Trainer verunglimpft. In Pressekonferenzen tippt sich Zorni oft …

Die Null steht (Teil 5)

Ok, sagen wir mal ganz offen, wie es ist: Alexander Zorniger ist schuld. Sein System ist schuld, dass Schalkes Keeper Ralf Fährmann eine Weltklasse-Leistung zeigt. Zorniger ist schuld, dass Martin Harnik aus drei Metern übers Tor schießt. Zorniger ist schuld, dass Daniel Ginczek aus sechs Metern Fährmann ins Gesicht schießt. Zorniger ist schuld, dass Christian Gentner zweimal aufs kurze Ecke zielt. Zorniger ist schuld, dass sich Florian Klein im Zweikampf extrem dümmlich anstellt. Zorniger ist schuld, dass Ginczek ein Ball über den Schlappen rutscht, den er letzte Saison blind reingemacht hätte. Zorniger ist schuld, dass der schlechteste Schalker – Leroy Sané – das entscheidende Tor schießt. Robin Dutt ist schuld, dass Pommes Tyton nicht Manuel Neuer ist. Und Präsident Bernd Wahler, der ist sowieso schuld. Irgendeinen Grund werden wir dafür schon finden. Und dann stellt sich auch noch Schalkes Coach André Breitenreiter hin und sagt, dass die Knappen das Spiel völlig unverdient gewonnen hätten. Ja, was soll das denn? Will der die VfB-Fans ärgern, hätte er sich nicht mal so richtig hämisch freuen können, zusammen …

Verliebt in Filip

Ich habe ja noch auf die Ginczek-Bombe am Deadline Day gewartet, über ihn wurde viel zu wenig spekuliert: Der Stürmer für 35 Millionen nach Arsenal, in London heißen sie Daniel Ginczek willkommen als Ginni-Goal! Oder so ne rührselige Geschichte, eine Rückkehr nach Dortmund, wo er in der Jugend spielte, nachdem die Borussia Adrian Ramos an den FC Bournemouth für 15 Millionen verscherbelt hatte. Und was passierte? Nichts. Keiner der “Big 3” verließ den VfB. Auch Filip Kostic nicht, der dem Vernehmen nach mit Schalke einig war, Vorstand Robin Dutt sich aber quer stellte und keine 20 Millionen einsacken wollte. Der VfB Stuttgart schafft es zwei Top-Spieler trotz Wechselwunsch zu halten – wir müssen #Draxler ohne Chance auf Ersatz abgeben. Komisch. — Philipp (@8SAP) August 31, 2015 So wie Schalke einer der Verlierer der Transferperiode ist, so bin ich einer der Gewinner. Denn seit Ende der letzten Saison leide ich an einer massiven, fast schon kindlichen Kostic-Schwärmerei. Kreisch! Ich sehe ihn einfach gerne im VfB-Trikot: Sein hohles Kreuz, die durchgedrückte Brust, die Andeutung von X-Beinen, die …

Unsere große Bundesliga-Vorschau

Ulreich steht überraschend im Bayern-Tor, Daniel & Daniel schaffen es in die Nationalmannschaft, Volksmusik im „Aktuellen Sportstudio” und es fällt das erste Bart-Tor in der Bundesliga-Geschichte. Ein paar tollkühne Prognosen zur neuen Saison. 1. Spieltag Pep Guardiola überrascht vor dem ersten Spieltag mit der Aussage: „Abklatschen lassen is’ super-super!“ und entdeckt in den Fangproblemen des neu verpflichteten Sven Ulreich eine besondere Qualität. In dem der Ex-Stuttgarter die Bälle nach vorne abprallen lässt, mache er das Spiel der Bayern schneller, so der spanische Meistertrainer. Deshalb steht überraschend Ulreich statt Manuel Neuer zum Saisonstart im Tor. Aber Ulreich und Abwehr sind noch nicht eingespielt und der HSV geht nach einem Abpraller Ulreichs durch Sven Schipplock in Führung. Bayern schießt in der Folge 54x aufs Tor, aber sowohl ein Elfmeter als auch zwei reguläre Tore werden nicht gegeben. Alle sprechen bereits vom HSV-Dusel bis Joshua Kimmich in der 92. und Douglas Costa in der 97. Minute das Spiel drehen. Das Spiel des VfB ist so wild wie von Trainer Zorniger angekündigt. Das chronisch abschlussschwache Köln trifft zweimal in …

Danke VfB, für das langweilige Spiel!

Ich meine das echt so. Das schont meine Nerven, wegen mir kann die ganze Saison so werden. Selbst der Nachbar über mir, der immer jubelt oder flucht, weit bevor der Sky-Stream endlich an mich ausliefert, war ganz ruhig. Das ist so gar nicht seine Art, er ist immer voll dabei, eigentlich muss ich das Spiel gar nicht anschauen, er ist mein persönlicher Sky-Reporter, auch wenn sein Stil sehr emotional ist. Ok, eine ganze Saison Langweile wäre auch zu viel, so ein paar eingestreute funky 5:4, ein paar Aufholjagden, Trainer Zorniger jagt ja gerne, würde ich schon mitnehmen. Alexander Zorniger ist in den letzten Wochen ein bisschen ein Fussball-Hipster geworden. Das Spiel seiner Mannschaft gegen Holstein Kiel war aber nicht Glitzer-Glitzer, sondern eher bieder. So ist das, wenn man seine Philosophie vor sich her trägt und jedem Fragesteller geduldig erklärt. Man konnte meinen, der VfB-Trainer überlegt, ob er mit seinem Selbstbewusstsein an die Börse geht. Ein verhinderter Zweitligist konnte aber nun sein Spielsystem dechiffrieren. Einfach lange Bälle, die den Ball-Jägern über die Köpfe fliegen und schon …

Das System ist der Star!

Wahrscheinlich gehöre ich zu den ein, zwei Deutschen, die Berti Vogts gut finden. Das liegt wohl auch mit daran, dass meine Eltern mir ein Buch über ihn geschenkt haben als ich so sieben oder acht Jahre alt war und fiktive Fussballreportagen schrieb, in denen er hinten rechts gegen Kevin Keegan verteidigte, aber gegen den VfB immer unglücklich verlor. Es war mehr ein Bildband, Berti am Strand, Berti mit Schlaghosen, Berti grätschend auf überflutetem Rasen, Berti mit Günter Netzer, dazu ein einfühlsamer Text von Hans Blickensdörfer, der die Rolle von Hennes Weisweiler als Ersatzvater beleuchtet. Viel später schrieb Stefan Raab auf dem Rücken von Berti einen Top-10-Hit (“Böörti Böörti Vogts”) und Vogts hatte einen Tatort-Kurzauftritt, wo er in 30 Sekunden eine Familie vor dem sicheren Tod durch eine Gasexplosion rettet. Neben seinem kulturellen Wirken ist er auch als Fussball-Philosoph in Erscheinung getreten, obwohl manche meinen, er hätte viel eher das Genre des Comedians begründet und somit überhaupt die Karriere von Mario Barth erst ermöglicht. Vogts sagte “Sex vor einem Spiel? Das können meine Jungs halten, wie …