Monate: Mai 2020

CoronaGIF #SGDVfB: Herrlich langweilig.

Die sensationell schlechte und die Sensationell gute Halbzeit noch im Hinterkopf ging es für den VfB Stuttgart zum Tabellenletzten aus Dresden. Und die Fans bewegte vor allem eine Frage: Welches Gesicht würde ihr Team zeigen? Und überhaupt: ausgerechnet Dresden! Die waren schließlich seit sieben Wochen ohne Pflichtspiel und erst seit kurzem wieder im Mannschaftstraining. Vorher hatten die Spieler nur “individuell trainieren” können – wobei es wohl zu wenig entsprechenden Trainingsgeräte gab. Also, wenn ich zuhause individuell trainiere, sieht das ja meist so aus. Doch die Spieler von Dynamo Dresden wussten offenbar von der Stuttgarter Auswärtsschwäche und legten schwungvoll los. Zum Glück ohne den frühen Torerfolg, der dem VfB in den letzten Spielen stets das Leben schwer gemacht hatte. Und mit zunehmender Spieldauer kam auch der Favorit besser ins Spiel, ohne sich jedoch klare Chancen erspielen zu können. Das änderte sich jedoch in der 18. Minute! Da flankte Clinton Mola in die Mitte und über Umwege landete der Ball bei Al Ghaddioui, der tat, was ein Ali G. nun mal macht: ein Tor. Der Schiedsrichter entschied …

CoronaGIF #VfBHSV: Erst nix, dann alles

Da war es also: das erste Coronaspiel im leeren Neckarstadion. Und dann gleich so ein wichtiges. Nach zwei Niederlagen ging es gegen den HSV schon fast um alles. Crunchtime! Nach den desolaten Auftritten in Wiesbaden und Kiel hatte niemand erwartet, dass Matarazzos Team den HSV an die Wand spielt. Die Fans wären schon mit einem beherzten Auftritt zufrieden gewesen. Doch diese Hoffnungen hatten mal wieder nur gut 15 Minuten Bestand. Denn dann lagen die Stuttgarter mal wieder hinten – diesmal nach einer Ecke. Die Reaktion des VfB im Anschluss: Fehlanzeige. Es schien fast so, als ob man vergessen hätte, dem Team zu sagen, dass man es in die Pflicht genommen hat. Und weil der Fußballgott hin und wieder ein zynisches Arschloch ist, bestrafte er VfB-Spieler und -Fans mal wieder mit einem komplett lächerlichen VAR-Elfmeter kurz vor der Halbzeit. Ein Zweitore-Rückstand gegen den Tabellenzweiten zur Halbzeit. Eine leblose Truppe auf dem Platz, die sich nahezu keine Chancen herausgespielt hatte. Wie ging es eigentlich den VfB-Fans zur Halbzeit? Es wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, was in …

The Spirit of 2017

Am Anfang hielt ich ja die vorzeitige Vertragsverlängerung mit Pellegrino Matarazzo für eine Schnapsidee und reine Symbolpolitik: Das Symbol, dass Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat Eier haben. Dass sie das Sagen haben. Dass sie vorgeben, wo es lang geht und allen signalisieren: Mit unserem Trainer lassen wir nicht Hugoles machen. Denn das war keine Belohnung für gute Leistungen nach vier Spielen ohne Sieg. Aber gut, das ist VfB-like, remember Bruno, remember Captain Kork. Dann kommt die erste Halbzeit gegen den HSV und mir war klar. Die Vertragsverlängerung war genau richtig. Die Matchpläne von Matarazzo gehen auf, wie Mislintat bei der Vertragsverlängerung sagte? Ja, wenn der Plan ist, ängstlich, mut-, leb- und emotionslos zu spielen. Matarazzo will all-in spielen? Ja, wenn gedacht ist, sich komplett zu ergeben und dem HSV das Spiel und die Punkte zu überlassen. Einem HSV, der zwar ballsicher und souverän auftritt, der locker und flockig dominiert. Aber dem es sehr leicht gemacht wird durch eine hasenfüßige erste Halbzeit. Ob Hitz die Vertragsverlängerung des Trainers mit dem ausradierbaren Kuli unterschrieben hat? Oder Zaubertinte? …

Wer übernimmt das Kommando?

Vor der Saison war der Kurs klar gesetzt: Aufstieg. Doch es wäre einfach nicht unser VfB, wenn man alle Klippen lässig umschiffen würde. Und während Thomas Hitzlsperger und Sven Mislintat spätestens mit der überraschenden Vertragsverlängerung von Pellegrino Matarazzo gezeigt haben – oder vielleicht auch nur zeigen wollen, dass sie abseits des Platzes das Ruder fest in der Hand haben, so fragt man sich doch, wer eigentlich auf dem Platz das Kommando übernehmen soll. Denn die Schräglage im Mannschaftsgefüge zeigt sich exemplarisch an der Kapitänsfrage. Captain Kirk, Captain Iglo, Captain Jack, Captain Sharky, Captain Planet, Captain Hook: Ein Kapitän geht immer als letzter von Bord. VfB-Captain a.D. Marc-Oliver Kempf hingegen wurde zwar nicht kielgeholt, fand sich aber gegen Kiel nur auf der Bank wieder, nachdem der Trainer in der Vorwoche die Mentalitätsfrage gestellt hatte. Ein klarer Fingerzeig von Matarazzo, dass er mehr in Sachen Einstellung erwartet. Und vielleicht auch ein Signal, dass er die Spielführerbinde anders vergeben hätte als sein Vorgänger Tim Walter. Die Amtszeit von Kempf als Brustring-Kapitän hat jeweils eine ordentliche Delle abbekommen. Ist …

CoronaGIF #KSVVfB: Schiffbruch in Kiel

Nach dem desolaten Start aus der Coronapause war viel von Mentalität die Rede. Pellegrino Matarazzo wollte sich im Training ganz genau angucken, “wer bereit” sei und wer nicht. Wenig überraschend also, dass es reichlich Rotation in der Startelf gab. Überraschend, dass sich auch Kapitän Marc-Oliver Kempf auf der Bank wiederfand. Und tatsächlich präsentierte sich der VfB Stuttgart anders als in Wiesbaden. Denn hatte man dort noch eine gute Anfangsviertelstunde gezeigt, war das Stuttgarter Team in Kiel vom Anpfiff weg indisponiert. Das Resultat: das 1:0 nach nur dem ersten Angriff der Kieler in der siebten Minute. Vielleicht ein Hallo-Wach-Moment für das Team von Matarazzo? Leider nein. Die Stuttgarter Offensivbemühungen waren wie in der Vorwoche zu langsam, zu kompliziert, zu uninspiriert, zu inkonsequent und zu kraftlos. Wer vertrat eigentlich Marc-Oliver Kempf als Kapitän? Es war Daniel Didavi. Und der fiel durchaus auf. Leider jedoch nicht positiv. Nachdem er sich in der 41. Minute eine gelbe Karte wegen Meckerns abholte, flog er nur vier Minuten später nach einem Frust-Offensiv-Foul vom Platz. Welch’ ein Kapitän! Auch in der zweiten …

Wir verlieren zusammen und wir gewinnen zusammen (Irgendwann wieder. Vielleicht.)

Mein Freund Ben sagt immer: „Zam nei, zam naus!“. Das heisst so viel wie „was wir gemeinsam beginnen, das beenden wir auch gemeinsam oder auf Fußball übertragen: „Man gewinnt als Team und man verliert als Team!“. An der 2:3-Niederlage in Kiel ist demnach also nicht Daniel Didavi schuld, obwohl seine gelb-rote Karte ähnlich intelligent war wie seine Instagram-Postings. Es war auch nicht Marcin Kaminskis Schuld, obwohl man beim Zuschauen dachte, Sky zeigte seinen Sprint vor dem 0:1 in Slo-Mo. Auch Mario Gomez ist nicht schuld, obwohl er wirklich nur noch die Karikatur eines Torjägers ist. Und auch Roberto Massimo ist nicht schuld, auch wenn ihm in weniger als 120 Sekunden zwei Fehler unterlaufen, die zu Gegentoren führen. Nein, alle tragen Verantwortung beim VfB: Zum Beispiel Sven Mislintat, der diesen Kader zusammen gestellt hat, und der sich mittlerweile ernsthaft fragen lassen muss, ob dessen Qualität, Homogenität und Krisenfestigkeit reichen, um damit aufzusteigen. Zum Beispiel Pellegrino Matarazzo. Der Trainer versprach nach der Wiesbaden-Niederlage, ein anderes Gesicht der Mannschaft zu präsentieren. Und das stimmte auch: mit Pascal Stenzel, …

Das ist alles a bissle zu wenig

Bissle spielen, bissle passen, bissle schießen, bissle verteidigen. Ergebnis: Platz 3 nach 26 Spielspieltagen, mit dem vermeintlich höchsten Budget und besten Kader der zweiten Bundesliga. In der Saison 1995/1996 gab es eine der vielgerühmten VfB-Kampagnen: Krassimir Balakov schaute ernst von einer unbeholfen gestalteten Großfläche und ihm wurde in den Mund gelegt „Was heißt ‚a bissle‘? Ich will alles!“ Das Ganze lief unter dem Kampagnenmotto „Kämpfen für die Fans“. Vor 25 Jahren waren die Fans offensichtlich noch wichtig. Viel wichtiger allerdings: Die Einstellung, die sich durch dieses Motiv ausdrückte. Sich durchaus über die eigenen Qualitäten im Klaren zu sein – im Kader damals neben Weltstar Balakov unter anderem Weltmeister Thomas Berthold, Frank Verlaat und Giovane Elber – aber auch zu wissen, dass der Erfolg mit Arbeit verbunden ist und man sich nicht mit dem Erstbesten zufrieden geben wollte. Was für ein Unterschied zu heute. Da spricht nicht nur Mario Gomez davon, dass der VfB ein Spitzenteam sei. Auch wenn sich offensichtlich mehr Spitzenverdiener als Spitzenspieler im Kader befinden. Das führt zu Frage: Können sie es nicht …

CoronaGIF #SVWWVfB: “Roooooobert, ich erkenn’ da nix!”

So here we go again. Das letzte VertikalGIF erschien am 10. März nach dem 1:1 im Spitzenspiel gegen Bielefeld. Und, wow, seitdem ist viel passiert. Das Coronavirus ist nach wie vor leider nicht Geschichte, Fußballspiele ohne Fans nach wie vor scheiße, aber: der Ball rollt wieder. Aus Stuttgarter Sicht heute in Wehen. Oder Wiesbaden. Oder irgendwo dazwischen. Aber natürlich waren wir uns einig, dass die unerklärliche Auswärtsschwäche des VfB eine Ende haben würde, wenn keine Heim-Fans im Stadion sind. Und jetzt mal ganz ehrlich: Wir waren auch der Meinung, dass uns VfB-Anhängern die “Corona-Krise” ganz gelegen kommt. Denn schließlich sollte sich ohne emotionalen Support der Fans immer die qualitativ bessere Mannschaft durchsetzen. Und deswegen ging ich auch von einem klaren Sieg gegen den Aufsteiger und Tabellen-Sechzehnten aus. Doch schon während der ersten Halbzeit wurde recht schnell deutlich, dass man sich auf den VfB einfach verlassen kann – zumindest auswärts. Zu langsam, zu pomadig, zu ineffizient. Daran konnte nichtmal eine Pandemie etwas ändern. Und natürlich war allen VfB-Fans klar: Je länger das Spiel torlos bleibt, desto …

„Ich bin bereit für Korn und Sprite!“

Anschauen, nicht anschauen, anschauen, nicht anschauen. Viele fragten sich das vor dem Re-Start der Bundesligen. Für mich stand von Anfang an fest: Ich schaue mir den VfB an, ich kann ja den Club nicht alleine lassen. Zur Eingewöhnung startete ich gleich am Samstag mit der Bundesliga-Konferenz. Ich stellte mir das wie eine Freak-Show vor, wie vor 150 Jahren auf dem Jahrmarkt der Elefantenmensch ausgestellt wurde. Schwachsinnige Ideen, wie das Einspielen von Fangesängen bei der Sky-Übertragung, bestätigten mich in meiner Vermutung. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn ich wurde mit animierten Choreos empfangen, die aussahen, als ob irgendjemand Dateien aus den 90er Jahren auf einer Fünfeinviertelzoll-Diskette gefunden hätte. Schnell war klar, ein Geisterspiel ist wie ein Friedhof. Er ist ein stiller Ort, ein Ort der Erinnerung. Und die Geisterspiele leben von der Erinnerung, was man selbst im Stadion erlebt hat. Oder, um beim VfB zu bleiben: erlitten hat. Man schaut das Spiel und denkt an etwas anderes, an gemeinsam gefeierte große Siege, an unnötige Niederlagen, an Momente, in denen einem der Atem stockte. Als man aufsprang …

Die gute Seele des VfB Stuttgart

Gerhard Wörn, der seit 30 Jahren Waden und Oberschenkel knetet und sich nebenbei die Sorgen der Spieler anhört (und schweigt). Peter Reichert, das Multitalent: Fanbetreuer, Übersetzer, Best Buddy von Pavard, Teamanager. Günther Schäfer, der seine Grätschen-Kompetenz seit Jahrzehnten weiter gibt. Jochen Rücker, Chauffeur von Mayer-Vorfelder, Torwarttrainer und lange Jahre Teammanger in kurzen Hosen und mit O-Beinen, durch die ein Rudel Dobermänner laufen konnte. Und Jochen Seitz: Schiedsrichter, Sanitäter, Platzwart, Zeugwart und Betreuer. Die gute Seele des VfB. Einer, dessen Herz stets im Takt des Brustrings schlug. Am Freitag hat es aufgehört zu schlagen. Er wird fehlen. Spieler kommen, Spieler gehen, Trainer, Manager und Präsidenten sowieso. Es sind Menschen wie Wörn und Reichert und Schäfer und Seitz, die den VfB prägten und prägen, die im Hintergrund wirken, fernab der Öffentlichkeit, und die die Konstanten beim VfB bilden. Jochen Seitz war einmalig, ein Unikum im besten Wortsinne, verschmitzter Blick, herzlicher Humor und wohl der einzige Zeugwart der Welt, der nach einem Spiel eine eigene Benotung in der Zeitung erhielt. 6. Oktober 1984: Der VfB spielt in Köln. …