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Alles richtig gemacht!

Gut, dass zumindest einer von 1992 dabei war. Günther Schäfer, Grätschen-Gott. Er hat sicher erzählt, wie das vor 28 Jahren war. Klar, von seiner Rettungstat, auf Du und Du mit der Torlinie. Aber auch von der Wut und dem Willen, das Spiel trotz Unterzahl (Redhead Matthias Sammer sah rot) unbedingt gewinnen zu wollen. Wiggerl auf links machte den Kögl, auf rechts lief Andi Buck-Buck-Buck die 100 Meter in 10,8 Sekunden und Maurizio Gaudino sah nicht nur wie ein Mitglied der Band Bon Jovi aus, er rockte auch das Mittelfeld. Und heute? Die Aufstellung mit einer Verteidigung, bestehend aus Pascal Stenzel, Nathaniel Philips, Roberto Massimo und Wataru Endo gleicht der Idee, ein Pokalviertelfinale spielen zu wollen mit Fell-Adiletten statt Kickstiefeln. Warum hat Matarazzo nicht gleich den einzigen Innenverteidiger – Phillips – auch auf der Bank gelassen? Das wäre konsequent gewesen. Das muss einfach schief gehen, nicht wenige befürchten, dass es so aussehen würde: Leverkusener Angriff und Stuttgarter Abwehr. Ein Symbol-GIF. pic.twitter.com/NznqCxxOSJ — Moritz (@mohoritz) February 5, 2020 Die Partie allerdings erinnert lange an die Spiele des …

Super, Mario!

Wir VfB-Fans sind leicht zu emotionalisieren: Nach fünf Niederlagen in der Hinrunde kann man den Aufstieg vergessen, beim ersten Rückpass auf den Torwart wird gepfiffen und wenn Mario Gomez fünf Tore schießt (vier durch VAR annulliert), dann wird sofort von „Fußball-Gott“ gesprochen. Oder eher geschrien, wie die beiden Jungs hinter mir, die bei jeder Ballberührung von Gomez brüllten (erst der eine, dann der andere): „Mariooooo Fußballgott!!!“ Als er ausgewechselt wurde, flüsterten sie: „Hoffentlich verlieren wir das nicht noch!“ Ja, wir kennen nur schwarz oder weiss, grenzenlose Euphorie oder bodenloses Gebruddel. Vor einigen Wochen war Mario Gomez noch der Stolper-Hannes seiner Anfangszeit, nur mittlerweile zu alt, zu langsam, zu satt, zu teuer, zu irgendwas. Jetzt ist er der Mann, der den VfB mit einem Tor (und einem aberkannten) sowie einem genialen Assist wieder in die Spur bringt. Aberkannte #Gomez-Tore haben mehr Tradition als RB Leipzig. #VfB #VfBFCN — Leon Herzog (@leonherzog_) December 9, 2019 Trainer Tim Walter hat begriffen, dass Gomez das emotionale Herz der derzeitigen VfB-Mannschaft ist bzw. sein kann. Er muss bei Laune gehalten …

Wo warst Du als das Santiagoal fiel?

Ja, er kann dumme Grätschen im eigenen Strafraum auspacken und, nein, er kann niemanden auf einem Bierdeckel ausspielen. Aber Santiago Ascacibar hat Herz. Viel Herz. Mehr Herz als eigentlich in seinen 1,68 Meter großen Körper passen können. Das Herz, für seine Mannschaft und für den VfB alles zu geben. Aber Ascacibar ist nicht nur der emotionale Mittelpunkt des VfB. Er läuft Lücken zu, er hilft seinen Mitspielern, ihm gelingen feine Taschenspielertricks bei Ballgewinnen und aufsehenerregende Rettungstaten. Und sein glückliches Gesicht, sein Honigkuchenpferdstrahlen nach seinem ersten Pflichtspieltor für den VfB Stuttgart war definitiv das Highlight des 3:1 gegen Dynamo Dresden. Wo warst Du, als Santi sein erstes Tor für den VfB gemacht hat? — Mietmaul (@Das_Mietmaul) November 3, 2019 Es gab viele Höhepunkte: das Pressing, das schöne und flüssige Spiel des VfB in der Anfangsphase, Gonzalo Castro, der auf seiner ungeliebte Linksverteidiger-Position lieferte, die Kombination vor dem 2:0 mit der chirurgisch präzisen Hereingabe von Orel Mangala. Ein Pfosten- und ein Lattenschuss. Zwei nicht anerkannte Treffer von Santi Ascasibar (ein Doppelpack wäre der Hammer gewesen) und Nicolas …

Die richtige Reaktion!

Nach der 2:6-Klatsche im Liga-Spiel waren wir alle gespannt, wie der VfB im „Rückspiel“ im Pokal auftreten würde. Und der VfB hat geliefert: griffiger, bissiger und mit deutlich weniger Fehlern als drei Tage zuvor. Wobei natürlich auch der verwandelte Elfmeter von Nicolas Gonzalez in der 2. Minute ein dankbarer Spielbeginn ist. Dass die Mannschaft nach dem 1:1 nicht unsicher wird: Respekt. Dass das Team im Verlauf des Spiels immer souveräner wird und dem HSV kaum Möglichkeiten gibt: hätten wohl die wenigsten so erwartet. “Ich glaube, dass wir auf einem sehr guten Weg sind, weil die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, sehr gut ist.” That’s all folks, @HSV. https://t.co/iPQkdZZ5Wb — VfBFilmRoom (@VfBFilmRoom) October 29, 2019 Wirkte diese Aussage von Tim Walter nach dem 2:6 noch irrwitzig, so ist in der zweiten Runde des DFB-Pokals zu erahnen, welcher Fußball ihm vorschwebt. Alleine, dass in der 113. Minute in der Umschaltsituation vor dem 1:2 sechs VfB-Spieler im Strafraum auftauchen, dokumentiert den von ihm immer wieder geforderten Mut zur Offensive. Wobei im Aufbauspiel immer wieder der lange …

Update oder Neustart?

“Der Impuls im Fußballgeschäft, nach Rückschlägen ins Bekannte zu flüchten, ist groß”. Das schreibt der geschätzte Tobias Escher als Abschluss seiner taktischen Analyse des Walterballs in der aktuellen 11 Freunde Ausgabe. Auch bei vielen Fans scheint dieser Wunsch inzwischen recht groß zu sein. Kein Wunder, nach der dritten Niederlage in Folge mit einem Torverhältnis von 3:9(!). Dabei geht es gar nicht darum, dass man dem Trainer nicht Zeit und Rückschläge eingesteht, sondern eher darum, dass es immer schlimmer statt besser wird. Vor ziemlich genau drei Monaten bestritt der VfB sein erstes Heimspiel der Saison gegen Hannover 96. Okay, mittlerweile wissen wir, wie es um die wahre Leistungsfähigkeit der Slomka-Truppe bestellt ist, aber dennoch: Die Stimmung war elektrisierend, 52.000 Zuschauer waren gespannt auf den “Walterball” unter Ergebnisdruck, ein Raunen ging durch die Schüssel, als Gregor Kobel immer wieder – mehr oder weniger riskant – ins Aufbauspiel eingebunden wurde. Nach der schweren Verletzung von Marcin Kaminksi kam ein junger Abwehrspieler in die Mannschaft – und erzielte prompt ein spektakuläres Eigentor. Die Reaktion: Aufmunterung durch das Team, Applaus …

Typisch VfB

Wenn in die Scheisse, dann richtig mit Vollgas. Der VfB als sein eigenes Abrisskommando. Wenn, dann als bisher unbesiegter Tabellenführer gegen den Tabellenletzten die erste Niederlage kassieren, nach vier Pfostentreffern und Scheibenschießen am Spielende. Typisch VfB. Wenn Du mit Mario Gomez und Hamadi Al Ghaddioui zwei Ochsen im Sturm hast, dann brauchen die Flanken und Vorlagen, im wesentlichen von den Außenpositionen. Wenn die aber einzig mit einem indisponierten Borna Sosa und einem deplatzierten Santi Ascacibar besetzt sind, dann geht der Matchplan von Trainer Tim Walter nicht auf (er korrigiert dies später mit den Einwechslungen von Silas und Massimo). Aber selbst mit einer beschissenen Aufstellung und Einstellung muss der VfB gegen Wehen Wiesbaden gewinnen. Von einem Kader, der 100 mal teurer ist, kann man das erwarten. Millionarios verlieren gegen eine, sorry, Thekentruppe. Typisch VfB. Zugegeben, Doppeltorschütze Manuel Schäffler ist in der Form seines Lebens. Der würde im Moment auch barfuss, mit verbundenen Augen und drei Maß vom Wasen intus die Kisten machen und seine Tore resultieren aus geradezu grotesken individuellen Fehlern. Sosa verhindert die Flanke beim …

Hamadi Al(m) Ghaddioui: der Schrecken von Bielefeld

Na klar: auch wir waren skeptisch als wir die Stuttgarter Aufstellung kurz vor dem Bielefeld-Spiel sahen: Karazor, Ascacibar, Förster und Mangala? Das roch ein wenig nach Ochsenraute als Reaktion auf das Mimimimittelfeld aus dem Fürthspiel. Der VfB wollte augenscheinlich robust und kämpferisch auf der Alm antreten. Okay, das klang gut. Aber durch das Fehlen von Gonzalez und Wamangituka stand vorne sowohl auf dem Spielberichtsbogen wie später auch auf der Alm nur Hamadi Al Ghaddioui. Wie sollte das funktionieren? Und mal ganz ehrlich: über weite Strecken gar nicht. Al Ghaddioui, als Stürmer-Schnäppchen aus Regensburg gekommen, und in der internen Stürmerrangliste mittlerweile offenbar vor Mario Gomez positioniert, hing über weite Teile des Spiels in der Luft. Aber das schöne an einem klassischen Mittelstürmer: All das ist vergessen, wenn er trifft. Gerne zum 1:0 und noch besser: in der 91. Minute. Wenn du das schwerste Auswärtsspiel der Saison in der 91. Minute für dich entschieden hast. #DSCVfB pic.twitter.com/0j0wvZT6Fe — Vertikalpass (@vertikalpass) September 27, 2019 Wer gewinnt, hat Recht. Und am Ende hatte Trainer Tim Walter also mal wieder …

Drecksspiel! Dreckssieg!

Arbeitssieg. Glück gehabt. Mund abputzen, weitermachen. Die Tabellenführung bekommst du nicht mit einem Schönheitspreis. Ein gutes Pferdle springt nicht höher als nötig. Wer solche Spiele gewinnt, steigt am Ende auf. Floskeln gibts genug für den unansehnlichen Sieg des VfB gegen Fürth. Oder „Typisch zweite Liga“, wie Kollege Christian Prechtl meinte, dem ich kurz nach Spielende über den Weg lief. Der VfB zählt am Ende drei Verletzte und ebenso viele Aluminiumtreffern gegen sich, gewinnt aber dank höherer individueller Klasse und den Treffern von Daniel Didavi und Philipp Förster. Spiel erzählt. Danke, tschau. Doch den vierten Heimsieg der Saison nur auf nackte Zahlen (zum Beispiel nur 50 Prozent Ballbesitz) zu reduzieren, wäre fahrlässig. Das Spiel gegen Fürth war nämlich das schlechteste in der Ära Walter. Aber woran lags? Zum Beispiel daran, dass sich der bisherige Spielaufbaukönig Pascal Stenzel unerklärlich viele Abspielfehler leistete. Daran, dass Marc-Oliver Kempf öfter unsicher wirkte, mehrfach überspielt und überlaufen wurde. Auch Orel Mangala – in der Vorwoche noch sehr überzeugend – fehlten Präsenz, Sicherheit und Dominanz. Daniel Didavi, eigentlich ein Supertechniker, schien mit …

Nur noch ein bissle Santi im Getriebe …

Nur, um das gleich mal zu klären: Fast alles ist gut. Und das liegt weniger am ersten Auswärtssieg und an der Tabellenführung bis Montag. Das liegt an dem, was wir teilweise in Regensburg gesehen haben. Ist Euch der linke Fuß von Daniel Didavi aufgefallen? Er kann mit ihm womöglich Klavier spielen, so viel Gefühl hat er in ihm. Wie er vor dem 1:2 wie mit dem Zirkel gezogen die Flanke auf den Kopf von Holger Badstuber gezaubert hat – Weltklasse. Oder Gregor Kobel im Tor. In keinem Stuttgarter Kasten stand jemals ein Keeper, dem man bedenkenlos den Ball zuspielen konnte. Manchmal wirken die Situationen brenzlig, aber nur auf uns Zuschauer, weil wir uns erst einmal an das neue Aufbauspiel gewöhnen müssen bis wir das in Ruhe anschauen können. Apropos: Holger Badstuber ist auch so einer, der fast nie aus der Ruhe zu bringen ist. Mit der Mentalität und Selbstsicherheit eines Champions League-Spielers löst er so gut wie jede Situation souverän und spielerisch. Warum er beim VfB spielt und nicht in der Champions League? Weil er …

Walterball: Krawall & Remmidemmi

Sind wir ehrlich: Mit einem weniger hibbeligen Stürmer als Silvère Ganvoula hätte der VfB gegen den VfL Bochum verloren. Diese Erkenntnis ist nichts neues. Es ist ein Muster, dass sich konsequent durch die bisherige Saison zieht: Der VfB ist überlegen, nutzt aber seine Torchancen nicht bzw. zu selten, macht zu wenig aus seinem Ballbesitz und ist hinten offen wie ein Scheunentor. In der Offensive sorgen zwei überragende, individuelle Momente von Philipp Klement/Daniel Didavi und Nicolas Gonzalez für Remmidemmi und entscheiden am Ende das Spiel. Aber die Krawall-Abwehr! Nathaniel Philips zeigt bei seinem ersten schlechteren Auftritt im VfB-Trikot extreme Schwierigkeiten im Spielaufbau, wenn er mal ein bisschen Druck bekommt, Holger Badstuber trotz 100 Prozent Passquote mit einigen Schildkrötenmomenten. Dazu Abspielfehler beim kleinsten Pressing. Andere Mannschaften – beispielsweise in der Bundesliga – nutzen das gnadenlos aus. Wir müssen also froh sein, dass die Entwicklung des Walter-Fußballs im Unterhaus stattfindet, wo Fehler nicht (immer) gnadenlos bestraft werden. Ohne Worte! 😍 #VfB #Silas #Wamangituka pic.twitter.com/YQ4jFUzOpA — MeanMachine1893 (@MeanMachine1893) September 2, 2019 Natürlich erwartet niemand, dass der VfB jeden Gegner …